Montag, 29. Dezember 2014

Schule ohne Schulbücher?

Herr Larbig ist auf ein Interview mit dem Zukunftsforscher Jeremy Rifkin gestoßen. Dieser vertritt die These, dass wir den größten wirtschaftlichen und damit auch gesellschaftlich relevanten Umbruch seit Beginn des Kapitalismus erleben. Während der Lektüre erinnerte sich Herr Labrig dann an eine Tagung, bei der es um die Zukunft der Schulbücher ging. Beides inspirierten ihn zu einem interessanten Beitrag.

Es liegt in der Sache, dass Schulbuchverleger am Schulbuch hängen. Aber seit wann hängt denn die Schule vom Schulbuch ab? Während Jahrhunderten gab es wohl Schulen, aber noch keine erschwinglichen Bücher.

Montag, 22. Dezember 2014

Lehre ist ein Handwerk, das Geduld, Intelligenz und Bescheidenheit erfordert

Nach dem Ersten Weltkrieg, kommt ein neuer Lehrer in ein kleines Dorf in der Provence. Er verändert die Schule Schritt für Schritt... Der bekannte Spielfilm L'École Buissonière nach der Pädagogik Célestin Freinets als kleines Weihnachtsgeschenk:


Naiver und komplett unrealistischer Pfadfinderfilm. So oder ähnlich würden heutige Schulverantwortliche wohl urteilen. Dieser Film, der in manchem an dijenigen Pagnols erinnert, zeigt jedoch deutlich und richtigerweise: Demokratie funktioniert und stellt die einfachen Freuden des Lebens und den Fortschritt der Menschheit innerhalb der Reichweite von allen.

Der Film von Jean-Paul Le Chanois mit Bernard Blier ist ein Gegenmittel gegen Programme und Dogmatismus, aber er ist auch ein Beweis dafür, dass die aktiven Methoden schon lange vor den "Erziehungswissenschaften" erfolgreich waren. Die Lehre ist keine Wissenschaft, es ist ein Handwerk oder eine Kunst, die Geduld, Intelligenz und Bescheidenheit mehr als theoretisches Wissen erfordert. Die besten Köpfe und nicht gut gefüllte Köpfe. Man kann nur hoffen, dass alle, die etwas in der nächsten Reform der Lehrerausbildung zu sagen haben, begeistert sind.

Montag, 8. Dezember 2014

Fokus Unterricht

Viele Studien im In- und Ausland zeigen, eine erfolgreiche und nachhaltige Entwicklung von Schulen erfordert ein optimales Zusammenspiel zwischen Politik und Praxis. Nicht ein einziger Faktor ist zentral, sondern die Kombination vieler Faktoren. Welches sind nun die wichtigsten Faktoren, die durch die Bildungsforschung gut belegt sind? Zum einen zeigen viele Studien, dass erfolgreiche Schulen einen starken Fokus auf den Unterricht und die Unterrichtsentwicklung sowie auf das Lernen der Schüler legen. Damit dies möglich ist, braucht es ein unterstützendes und wertschätzendes Schul- und Klassenklima, das auch die Partizipation durch die Schüler und Eltern einschliesst.

Ebenso zentral ist eine enge und auf Vertrauen basierende Zusammenarbeit zwischen Schulleitung und (Fach-) Lehrern, wobei die Schulleitung insbesondere darauf bedacht sein sollte, die Lehrer in ihrem Kerngeschäft, dem Unterrichten und Fördern von Kindern, zu unterstützen. Dazu gehören eine regelmässige Analyse der eigenen Stärken und das Identifizieren von Verbesserungspotenzial, das Festlegen gemeinsamer Strategien für die Unterrichts- und Schulgestaltung sowie das Suchen nach den besten Lösungen vor Ort und das Schritt-für-Schritt-Verfolgen dieser Strategien. Hierzu müssen die Rahmenbedingungen stimmen.

Zu den bedeutsamen schulexternen Faktoren zählen zum andern sodann eine kompetente externe Unterstützung und Beratung durch Fachpersonen sowie finanzielle Ressourcen. Diese Unterstützungen sind vor allem auch für Schulen wesentlich, die besondere Herausforderungen zu bewältigen haben, etwa, weil sie viele Kinder mit Migrationshintergrund oder aus bildungsfernen Familien unterrichten.

Dies sind Ausschnitte aus einem Beitrag der Zürcher Pädagogikprofessorin Katharina Maag Merki, der am 6. November 2014 in der Neuen Zürcher Zeitung erschienen ist.

Montag, 1. Dezember 2014

Computerunterstützter Unterricht ist oft für die Katz'

Photo: RunRev/LiveCode
Als Computer neu waren, erhoffte man sich viel beim Einsatz im Unterricht. Vor allem im Bereich des Übens sollte die Maschine den Lehrer ersetzen. Was zuerst unter dem Begriff «Education» segelte, hiess schon bald «Edutainment». Was ist passiert?

Im informationswissenschaftlichen Infwiss-Blog habe ich die Erklärungen von Prof. Juraj Hromkovič von der ETH Zürich zusammengefasst. Thematisch sind die Aussagen auch aus schulischer Sicht interessant: «E-Learning ist nur dann sinnvoll, wenn sehr gute Lernprogramme vorhanden sind. Die sind aber sehr rar.

Viele der angebotenen Lernspiele seien für viele Kinder eine Unterforderung, meint Hromkovič. Dabei gibt es durchaus andere Möglichkeiten am Computern, das Hirn zu brauchen, wie die aufgeführten Beispiele zeigen.

Montag, 24. November 2014

Lehrer sind keine Tintenfische

Kinder hätten gerne Tintenfische als Lehrer. Diese könnten gleichzeitig einer ganzen Reihe Kindern helfen. So sagte vor kurzem ein Kind seiner Handarbeitslehrerin im Sihltal. Aber ein Lehrer bräuchte mehr: neben unzähligen Armen auch ein halbes Dutzend Ohren und Augen und nicht zuletzt auch mindestens fünf Herzen. Nun könnten wir versuchen, mit der Biotechnologie solche Menschen zu züchten.

Oder etwas einfacher: am 30. November zur Klassengrösseninitiative ja stimmen. Da bleiben wir bei einherzigen und zweihändigen Lehrern, dafür wird die Klassengrösse auf eine vernünftige Grösse reduziert, damit auch normale Menschen guten Unterricht garantieren können.


Montag, 17. November 2014

Nur kleinere Klasse helfen im Moment weiter

In verschiedenen Beiträgen zur Klassengrösseninitiative habe darauf hingewiesen, dass das Schlamassel sicher zu einem Teil auch auf die Aufhebung der Kleinklassen und die Integration aller Kinder in die Regelklassen zurückzuführen ist. Müsste das so sein? Ist die Integration sämtlicher Kinder trotz hoher Belastung von Lehrern und Mitschülern zwingen? Nein.

Die Schulgemeinden könnten per Federstrich sofort wieder Kleinklassen einführen. Nur gäbe es dazu nicht mehr Lehrer. Das heisst, die normalen Schulklassen würden dann noch grösser. Ausserdem bestehen viele Eltern auf der Integration, auch wenn dies absurd ist. Ich unterrichtete in einer sechsten Klasse lernbehinderte Kinder, die auf dem Niveau eines Zweit- oder Drittklässlers waren. Trotzdem beschritten die Eltern den Rechtsweg, als die Zuteilung zur Sek C kam. Dies zeigt, in welchem Dilemma die Schulgemeinden stecken. Die Initative mit der Begrenzung der Klassengrösse bei 20 Kindern hilft, die Situation, indem wir uns im Bildungsreformwahn hineingeritten haben erträglich zu machen, bis die Situation grundlegend verbessert wird.


Montag, 10. November 2014

Klassengrösse spielt eine grosse Rolle

Die Begrenzung der Klassengrösse bringt eine spürbare Entlastung für die Lehrer. Dadurch haben sie mehr Zeit für das einzelne Kind. Zwar hat der Bildungsforscher Urs Mosers herausgefunden, dass die Klassengrösse keinen grossen Einfluss habe. Doch das war vor zwei Jahrzehnten. Damals spielte die Klassengrösse abgesehen vom Korrigieraufwand effektiv noch nicht eine so grosse Rolle.

Heute hingegen sind die Klein- und Sonderklassen fast flächendeckend aufgehoben worden. Leistungsschwache, verhaltensgestörte, behinderte, heilpädagogische Schüler oder solche, die noch richtig deutsch lernen müssen, sind nun alle in die Regelklassen integriert. Damit ist die Situation mit damals nicht mehr vergleichbar. Der Lehrerverbandes hatte ursprünglich einen flexibleren Vorschlag gemacht. Da die Bildungsdirektion darauf nicht eingetreten ist, können wir heute über die zweitbeste Lösung abstimmen: die Reduktion der Klassengrösse.


Montag, 3. November 2014

Bildungsdirektion lehnte vernünftige Entlastung der Lehrer ab

Walcheturm in Zürich,
Sitz der Bildungsdirektion
Gemäss einer Nationalfondsstudie sind die Lehrpersonen am Rande ihrer Kräfte. Der Zürcher Lehrerverband hat seine Mitglieder diesbezüglich genauer befragt, um zu wissen, wo der Schuh denn wirklich drückt. Dabei ist die Anzahl von Schülern in einer Klasse als grösstes Problem genannt worden.

Der Lehrerverband hat deshalb bereits 2013 bei der Bildungsdirektion des Kantons Zürich angeregt, Schüler mit besonderen Bedürfnissen in Bezug auf die Klassengrösse stärker zu gewichten. Dies hätte zu kleineren Klassen und zu einer Entlastung der Lehrpersonen geführt.

Leider ist der Vorschlag von den zuständigen Stellen abgelehnt worden. Um die Lehrpersonen nun endlich zu entlasten, bleibt als zweitbeste Lösung nur die Kantonale Volksinitiative: «Mehr Qualität im Unterricht dank kleinerer Klassen (Klassengrössen-Initiative)».

Montag, 27. Oktober 2014

Zu grosse Klassen überfordern Lehrer

Gestern berichtete die Sonntags-Zeitung über das belastende Klima an der Volksschule: Zeitdruck, verhaltensauffällige Schüler und komplizierte Eltern brächten in der Schweiz tausende Lehrer an den Rande eines Burn-outs. Erstmals zeigt eine schweizweite Erhebung, wie gestresst die Lehrer sind. Laut der Nationalfondsstudie der Fachhochschule Nordwestschweiz ist jeder dritte Volksschullehrer stark Burn-out-gefährdet.
Alleine auf der Oberstufe sind mehr als 10'000 Lehrer betroffen. Sie kommen auch in der Freizeit nicht mehr zur Ruhe und geben an, oft oder immer müde, schwach und krankheitsanfällig zu sein. 20 Prozent der Befragten fühlen sich «ständig überfordert» und fast ebenso viele sind mindestens einmal wöchentlich von depressiven Verstimmungen geplagt. Frauen und Teilzeitlehrer mit hohem Pensum sind am meisten gefährdet.
Präsentismus und Perfektionismus
Grund dafür ist laut Studienautorin Doris Kunz von der Pädagogischen Hochschule Nordwestschweiz die Doppelbelastung. «Beide Gruppen sind ausserberuflich oft stark eingespannt, Frauen in der Regel mit der Kinderbetreuung», sagt sie gegenüber der «SonntagsZeitung». Keine Rolle spielt hingegen die Berufserfahrung. Auch in den verschiedenen Sprachregionen zeigen sich keine Unterschiede.
Die Ursachen für den chronischen Stress sind vielfältig. «Lehrer neigen zu Perfektionismus», sagt Barbara Zumstein, Leiterin der Beratungsstelle für Lehrpersonen in Luzern. Viele würden auch dann weiterarbeiten, wenn sie eigentlich nicht mehr können. Ein zweites Schlagwort ist laut Zumstein der «Präsentismus». «Wenn eine Lehrperson mal kurzfristig fehlt, ist gleich eine ganze Klasse von Kindern betroffen», sagt sie. Deshalb gingen Lehrer auch dann zur Arbeit, wenn sie gesundheitlich angeschlagen seien.
Reduktion auf 26 Wochenlektionen
Die vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) mitfinanzierte Studie schreckt Experten auf. Christoph Eymann, Präsident der kantonalen Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK), warnt im Interview vor den Folgen: «Viele Lehrer sind heute emotional so stark belastet, dass dies negative Auswirkungen auf den Berufsalltag und damit die Schüler hat.» 
Der Schweizer Lehrerverband (LCH) schlägt seit längerem Alarm. Laut Präsident Beat Zemp sind die Folgen der Überbelastung fatal: Ein vergiftetes Schulklima und verminderter Lernerfolg der Schüler. Er verlangt jetzt eine Beschränkung der Klassengrössen auf 22 Schüler und eine Reduktion der Wochenlektionen auf höchstens 26 pro Lehrer. «Nur so können wir den zusätzlichen Aufwand für die Betreuung mindern und Spitzenbelastungen von bis zu 55 Stunden pro Woche vermeiden.»
Im Kanton Zürich haben es die Stimmbürger im November in der Hand. Dann stimmen sie nämlich ab über die Kantonale Volksinitiative: «Mehr Qualität im Unterricht dank kleinerer Klassen (Klassengrössen-Initiative)».

Montag, 20. Oktober 2014

Klassengrösse bestimmt Integrationserfolg

Schon Erstklässler
oder noch Kindergärtler?
Es ist schon einige Jahre her, als ich in einem kleinen Dorf im Unterland unterrichtete. Bei einem Bub war nicht klar, ob er schon schulreif sei, ein typischer Fall für die Einschulungsklasse (Kleinklasse A, in der in zwei Schuljahren der Unterrichtsstoff der ersten Klasse behandelt wird). Nur, in besagtem Dorf gab es keine Kleinklassen. Sollte man nun einen knapp schulreifes Kind täglich mit dem Postauto in den nahen Bezirkshauptort schicken? Die Schulpflege entschied sich für eine integrative Lösung, bevor alle davon sprachen. In jenem Jahr gab es dreissig Erstklässler und entsprechend eine ganze Zwanzigerklasse (mit teilweisem Halbklassenunterricht) und ein halbe Abteilung mit zehn Kindern. Besagter Bub kam in die halbe erste Klasse und profitierte dadurch von "Halbklassenunterricht" während aller Lektionen. Damit wurde er nicht schneller oder schulreifer, es war mir aber möglich, ihn intensiver und besser seinen Bedürfnissen entsprechend zu betreuen. In den folgenden Schuljahren wurde aus der halben Klasse eine zweiklassige Abteilung, aber auch dann immer mit unterdurchschnittlich vielen Kindern. Dieses Beispiel zeigt, dass Integration gelingen kann, wenn dem Lehrer durch eine entsprechend kleine Klassengrösse genügend Zeit für das einzelne Kind zur Verfügung steht.

Montag, 13. Oktober 2014

Klassengrösse und Betreuungszeit

24 Kinder in der Klasse. Das gibt pro Kind weniger als zwei Minuten Zeit. Genau hundertzwölfeinhalb Sekunden. Das ist wenig. Sehr wenig. Wären es nur 18 Kinder, hätte ich immerhin statistisch gesehen zweieinhalb Minuten Zeit pro Kind. Solche Berechnungen sind natürlich Unsinn - trotzdem haben sie einen waren Kern: Je weniger Kinder in einer Klasse sind, desto mehr Zeit kann ich mich als Lehrer den einzelnen Kindern widmen. Und je mehr die Eltern, die Gesellschaft und die Politik von der Schule fordern, schwierige Kinder und Kinder, die aus dem Rahmen fallen, in die Regelklassen zu integrieren, desto mehr Zeit pro Kind braucht ein Lehrer schlussendlich. Die Klassengrösse nach einer starren Grösse zu regulieren (Kantonale Volksinitiative: «Mehr Qualität im Unterricht dank kleinerer Klassen (Klassengrössen-Initiative)») wird dem nur ungenügend gerecht, im Kanton Zürich ist dies im Moment jedoch die einzige Möglichkeit, die zur Diskussion steht. Differenziertere Vorschläge wurden von den Damen und Herren im Walcheturm (Bildungsdirektion) in Bausch und Bogen verworfen.

Montag, 6. Oktober 2014

Lernen in Bewegung

Elterntaxi, mehr Schulstunden, Konzentrationsschwäche: Kinder bewegen sich immer weniger und dies hat direkten Einfluss auf die Schule und die schulischen Leistungen.



Das Konzept Lernen in Bewegung lässt die Kinder spielerisch und bewegt im Unterricht lernen. Es stellt eine nachhaltige Präventionsmassnahme in Bezug auf die Phänomene des zunehmenden Bewegungsmangels, der Konzentrationsschwierigkeiten und des Übergewichts bei Kindern dar.

Montag, 29. September 2014

Erfolg im Rechnen

Was mache ich mit einem Zweitklässler, der noch mit den Fingern rechnet - pardon, an den Fingern zählt? Da ist der Zahlbegriff noch nicht genügend abstrahiert und die Addition auch noch nicht wirklich begriffen. Sonst würde er nicht dreimal von Null auf x zählen.


Ich schaute mir das Legematerial des Schulbuches an: Papierstreifen mit jeweils zehn (respektive hundert) Punkten, gekerbte Holzstäbe - und plötzlich erinnerte ich mich der guten alten Cuisenaire-Stäbe: Diese stellen eine Zahl als Ganzes dar, ohne sie immer wieder in ihre Einzelteile aufzulösen. Ich wagte den Versuch und gab meinem Kinde eine Schachtel der Cuisenaire'schen Rechenstäbe. Jede Rechenstunde bekam er einen Auftrag, etwas zu bauen, zu legen. Sehr rasch schon, begann der Teppiche zu legen (Faktorzerlegung). Bevor er nach Hause geht, schreibt er diese Additionen auch in sein Heft - und das geht ohne Finger. Ich will nichts überstürzen und so bleibt das Kind im Moment noch im Zahlenbereich bis zehn.

Montag, 22. September 2014

Lehrwerk zwar, aber offen und kindorientiert

Célestin Freinet empfiehlt den Unterricht ohne Schulbuch und ersetzt es durch eine umfangreiche Klassenzimmerbibliothek und Arbeitskarteien, auch um „den Kindern das Wort (zu) geben“. Manchmal geht das nicht so einfach oder die Schule verlangt den Einsatz eines gedruckten Lehrwerks. Ich habe kürzlich "Einstern" aus dem Cornelsen-Verlag entdeckt. Natürlich ist es ein Schulbuch.

Es ist jedoch sehr offen aufgebaut und unterstützt somit soweit möglich einen kindorientierten Mathematikunterricht. Die Kinder können selbstständig und im eigenen Tempo lernen. Das gibt dem Lehrer viel mehr Zeit, sich einzelnen Kindern zu widmen. Der Film gibt einen Einblick, wie Lehrer und Schüler damit arbeiten.



Ich denke es lohnt sich, bei der nächsten Lehrmittelausstellung in der Region am Stand von Cornelsen einen Blick in Einstern zu werfen.

Beim Einsatz hingegen sollte man sich nicht dazu verleiten lassen, einfach das Buch von vorne nach hinten durchzuarbeiten. Die kleinen (fast) selbsterklärenden Lernportionen erlauben es viel mehr, sich mehr Zeit für die Kinder zunehmen und dann Aufgaben, in denen Lernmaterial zum Anfassen gezeichnet ist, solches auch echt mit den Kindern einzusetzen. Schade auch, dass auch ab der dritten Klasse die Hefte als Einwegmaterial konzipiert ist, obgleich die Kinder fast alles in ein Rechenheft lösen. Das ist gut für den Verlag und schlecht für die Schulkasse.

Montag, 15. September 2014

Gute Französisch-Lehrmittel werden ersetzt

Neulich fragte mich mein 11-jähriger Sohn am Mittagstisch: «Wie viele Guetzli darf ich zum Dessert haben? Yksi, kaksi oder kolme?» Da ich mich nicht erinnern konnte, in den vergangenen zwei Wochen irgendwelche Spezialbiscuits im kleinen Lebensmittelshop des blau-gelben Möbelgiganten eingekauft zu haben, schaute ich meinen Sohn fragend an.

«Das ist Finnisch und bedeutet një, dy, trë auf Albanisch», erklärte er mir. «Wo hast du denn das gelernt?» – «Im Französischunterricht.» – «Ach so. Und kannst du die Zahlen von 1 bis 20 auch auf Französisch?» – «Nein, nur bis 10, aber das ist nicht so wichtig, hat der Lehrer gesagt.»

Nun, wir gehören zu den Eltern, die sich zwar regelmässig erkundigen, wie es unseren Kindern in der Schule so läuft. Solange sie mit ihren Kameraden, den Lehrpersonen und den Hausaufgaben klar kommen und die Noten stimmen, halten wir uns bewusst im Hintergrund. Diese Zählerei machte mich aber dann doch ‹gwunderig›. Ich beschloss, dass Alex Capus' neuer Roman «Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer» an jenem Abend warten musste. An seine Stelle trat «Mille feuilles», zu deutsch «Crèmeschnitte», das neue Franzi-Lehrmittel für die Primarstufe.

Pierrot et Pierrette
Als «Bonne Chance»-Kind der frühen 1980er schickte ich mich an zu erfahren, wie die Kinder heutzutage im Zeitalter des Internets Französisch lernen. Schon beim ersten Durchblättern stolperte ich
über ein physikalisches Experiment, das aufzeigen soll, warum sich eine Papierblume im Wasser sanft öffnet: «Parce que l’eau pénètre par capillarité dans les petits espaces vides des fi bres du papier
et le gonfl e, alors les coins de papier pliés se détendent et s’ouvrent comme les pétales d’une fleur.»

Ich las die Erklärung ein zweites Mal und fragte mich unweigerlich, ob das ein Fünftklässler tatsächlich versteht. Vor allem aber fragte ich mich, bei welcher Gelegenheit er in den nächsten Jahren wohl erklären muss, warum Schallwellen im Wasser eine grössere Reichweite haben und warum ein Daumen über deutlich mehr Nerven verfügt und deshalb sensibler als ein Arm ist.

Über Inhalte lässt sich streiten, dachte ich leicht irritiert und blätterte weiter – in der Hoffnung, ein paar Themen zu finden, die man in alltäglichen Situationen gut gebrauchen kann. Ergebnis: Fehlanzeige. Auf x Seiten verteilt fanden sich in orangen, blauen und grünen Kästchen gut gemeinte Anweisungen, die den Lernenden helfen sollen, möglichst grosse Fortschritte zu machen. «Ich kann mein Auftreten beeinfl ussen, wenn ich im Voraus überlege, worauf ich besonders achten muss», stand da. Und weiter: «Komplexe Erklärungen kann ich auch auf Deutsch geben.» – «Ich kann Schreibgrenzen überwinden.» – «Ich bin stolz, wenn mir etwas gelingt.»

Ich schweifte ab und fand mich im Französischunterricht der 1980er Jahre wieder. Pierrot et Pierrette kamen mir in den Sinn, wie sie sich in der allerersten Lektion ausschliesslich auf Französisch unterhielten; die köstlichen Rollenspiele, die wir jeweils mit Begeisterung einstudierten, veränderten und genüsslich zum Besten gaben; die traurige Geschichte von Josette, deren Los es war, zur Zeit der Industrialisierung in einer Fabrik arbeiten zu müssen; und natürlich der 15-jährige Leduc, der mit seinem Götti zum ersten Mal Paris erkundigte.

Ich konnte mich nicht entsinnen, dass wir jemals über das Gelernte nachgedacht und eine Lernspur hinterlassen hätten. Und trotzdem konnten die meisten von uns dem konsequent auf Französisch erteilten Unterricht folgen. Wir unterhielten uns über die Geschichten von Maupassant und überlegten uns, ob wir wohl auch wie «la mère sauvage» gehandelt hätten, schauten ‹TSR la Première› und debattierten im Klassenunterricht über die Argumente der jungen Romands. Und an den Volleyballturnieren in Lausanne und Genf waren wir imstande, uns nach dem Turnier mit den Spielerinnen des gegnerischen Teams zu unterhalten: über das Spiel, über unsere Interessen und unsere letzten Ferien in der Bretagne. Die Englischfans unter uns, denen die französische Sprache schon damals etwas Spanisch vorkam, taten dies auf Englisch und erhielten erfreut Antwort – auf Englisch.

Einigermassen ernüchtert legte ich das Crèmeschnittenbuch beiseite und widmete mich wieder meinem Ingenieurstudenten, dem Pazifi sten Felix Bloch, der entgegen aller friedlicher Vorsätze zum Bombenbauer werden sollte.

Am nächsten Morgen erkundigte ich mich bei meinem Sohn, ob er wisse, warum sich eine Papierblume im Wasser sanft öffnet. «Keine Ahnung», lautete die knappe Antwort. «Aber du hast mir doch erzählt, dass ihr euch kürzlich spannende Experimente vorgestellt habt.» – «Ach die, ja klar.» – «Hast du denn gewusst, was du da erzählst?» – «Nein, und die anderen auch nicht, aber das ist ja nicht so wichtig, hat der ...» – «... Lehrer gesagt.» – «Weisst du, mit diesem Buch kann man gar nicht Französisch lernen.» – «Doch, doch, das geht schon. Es ist halt einfach anders als vor 30 Jahren. Nach der Schule wirst du eh noch einen Aufenthalt in der Romandie machen. Dann kommt das schon gut.» – «In der Romandie? Dort, wo sie Kuhkämpfe machen?» – «Kuhkämpfe?» – «Ja, schau hier, unser letztes Thema.»

Frustriert schickte ich Tim und Eric in die Schule. Eine Strategie liess mich auf dem Weg zum Büro nicht mehr los: «Ich weiss, wie ein Witz aufgebaut ist. Das hilft mir, einen Witz zu verstehen.»

Soweit ein Bericht aus dem Basellandschäftler Schulblatt. Auch nach 3 Jahren ist das Französischlehrmittel Milles Feuilles höchst umstritten. Nun fühlt sich auch der Lehrmittelverlag Zürich bemüssigt, das beliebte Werk Envol zu ersetzen. Der Bericht zeigt jedoch noch eine zweite Misère: Der Lehrer, dem es nicht passt und dies bei jeder Gelegenheit den Kindern auch sagt. Ein guter, motivierter Lehrer kann auch mit einem schlechten Lehrmittel gut unterrichten. 

Doch je mehr Kinder in eine Klasse gestopft werden, je mehr administrativer Kram, je mehr Koordination, je mehr Sitzungen, je mehr Reformen aufgegleist werden, desto mehr werden nur noch Stunden gehalten. Am beliebtesten werden dann Bücher, die man einfach Seite für Seite von vorne nach hinten durcharbeiten kann. Das darf es nicht sein.

Staatspolitisch brauchen wir begeisterte Französischlehrer, denn nur ihnen kann es gelingen, dass in unseren Schulstuben wieder lieber eine zweite Landessprache gelernt wird.

Montag, 8. September 2014

Grössen mit links dank Cuisenaire

Viele Kinder lernen: zehn Dezimeter gleich ein Meter, etc., obwohl der Dezimeter in ihrem Leben absolut irrelevant ist. Entsprechend ist das Drama, wenn es um Grössen und Messen geht. Doch was ist daran so schwierig? Das Denken in Einheiten, die - je nach Perspektive - ein Vielfaches oder ein Teil anderer Einheiten sein können, scheint heutigen Schülern nicht mehr ohne Weiteres einzuleuchten.

Wer das Rechnen jedoch anhand von Cuisenaire-Stäben lernt oder gelernt hat, ist da klar im Vorteil: Die Stäbe veranschaulichen das Prinzip des Teil-Ganzen auf ganz natürliche Weise.



Erste Schritte mit diesem Material auf dem Gebiet von Vergleichen und Messen zeigt dieser dritte Teil des Videomitschnitts eines Vortrags von Ulf Grebe, gehalten 2010 beim "Studientag Dyskalkulie" in Köln.

Auf die Erfahrungen von Arthur Brühlmeier haben wir schon im ersten Teil über die Cuisenaire-Stäbe hingewiesen. Ein anderer pensionierter Kollege, Wolfram Buchwald, hat während der Jahrzehnte, während derer er unterrichtet hatte, eine eigentliche Mathematik-Fibel zur Cuisenaire-Methode zusammengestellt und stellt diese in verdankenswerter Weise uns zur Verfügung: Ein eigentlicher Lehrgang und noch unzählige Arbeitsblätter. Dies ist umso verdankenswerter, da die Cuisenaire-Methode wie jede andere Methode sorgfältig eingeführt werden muss - zu Beginn in der ersten Klasse. Nur dann kann man in der zweiten bei der Multiplikation oder in der dritten bei den Grössen ernten.

Und hier geht es zum mittleren Teil des Vortrages.

Montag, 1. September 2014

Cuisenaire-Stäbe helfen rechenschwachen Kindern, Mathematik zu be-greifen

Cuisenaire-Stäbe, auch farbige Stäbe genannt, sind ein sehr vielseitiges Lernmittel. Erfunden vom belgischen Schulinspektor Cuisenaire, sind sie bestens geeignet, um Kindern die Grundlagen der Mathematik nahe zu bringen. Der wichtige Aspekt der Zahlverhältnisse wird dabei besonders betont, denn beim Umgang mit den Cuisenairestäben hilft das Zählen nicht weiter - sie weisen keine Markierungen auf. Gerade rechenschwache Kinder, die oft nur schwer vom Zählen loskommen, lernen mit den Cuisenaire-Stäben, was beim Rechnen wirklich "zählt". Kinder, die mit den farbigen Cuisenaire-Stäben den Zahlenraum bis zehn kennen und verstehen lernen, werden von Anfang an auf die Verhältnisse zwischen den Zahlen aufmerksam und stellen Vergleiche an: "Ein roter ist so gross wie zwei weisse. Fünf rote aufeinander sind so groß wie ein orangefarbener Stab." - Damit sind alle Rechenoperationen vom Prinzip her angelegt und können buchstäblich be-griffen und versprachlicht werden.




Der Film zeigt den zweiten von drei Teilen eines Vortrages von Ulf Grebe am Studientag Dyskalkulie in Köln.

Hier geht es zum ersten Teil des Vortrags.

Montag, 25. August 2014

Cuisenaire-Stäbe - ein äusserst vielseitiges Mathematiklehrmittel

Die Erneuerung des Mathematikunterrichts führte zu einem sehr merklichen Leistungsabfall im arithmetischen Bereich. Da das Operieren mit Zahlen etwas mit Denken zu tun hat und darum das Rechnenkönnen durchaus auch als ein Gradmesser für Denkenkönnen gelten darf, bedauert Arthur Brühlmeier in seinem Aufsatz zur Cuisenaire-Methode diese Entwicklung. Er empfiehlt, die Bildung von arithmetischen Fertigkeiten als legitimes und notwendiges Ziel des Unterrichts anzuerkennen.



Zu Unrecht sind die farbigen Cuisenaire-Stäbe vielerorts in Vergessenheit geraten, denn sie sind ein äusserst vielseitiges Lernmittel und bestens geeignet, den Kindern die Grundlagen der Mathematik nahe zu bringen. Der Film zeigt den ersten Teil eines Vortrages von Ulf Grebe, den er am 5. Februar 2010 beim Kölner "Studientag Dyskalkulie" gehalten hatte.

Montag, 18. August 2014

Prof. Jochen Krautz warnt vor Bildungsblase

Pädagogikprofessor Jochen Krautz

Jochen Krautz ist Professor für Kunstpädagogik an der Bergischen Universität Wuppertal. 2007 erschien von ihm das Werk «Ware Bildung – Schule und Universität unter dem Diktat der Ökonomie» und warnt vor einer Bildungsblase:

Wir provozieren tatsächlich eine Inflation bei den akademischen Abschlüssen. Das Ganze geht auf die These zurück, dass mehr Akademiker auch mehr Wohlstand bedeuten. Diese These ist aber ebenfalls nicht belegt, ganz im Gegenteil. Die Schweiz und auch Deutschland mit dem dualen Berufsbildungssystem und der vergleichsweise tiefen Jugendarbeitslosigkeit sind der lebendige Gegenbeweis. Das nimmt man mittlerweile vereinzelt sogar in der OECD zur Kenntnis. Aber das Mantra vom Segen der Akademisierung ist noch lange nicht verstummt.

Die OECD liefert eigentlich vergleichende Wirtschaftsdaten. Aber sie hat sich schon in den 1960er Jahren der Bildungspolitik angenommen. Ihr Ziel ist eine Vereinheitlichung des Bildungswesens in der ganzen OECD, der Abbau lokaler und nationaler Traditionen und klassischer Inhalte zugunsten der Standardisierung und Vergleichbarkeit. Dahinter steckt ein ökonomistischer, neoliberaler Glaube. Der Pisa-Test ist das Kind dieses Denkens. Der angeblich neutrale Pisa-Test führt zu einem völlig neuen Begriff von Bildung: Es geht nicht um Wissen, sondern um die Fähigkeit, sich anzupassen. Das steht im krassen Widerspruch zu allem, was die alte Bildungstradition ausmacht. Komplette Anpassung war nie ihr Ziel.

Ich halte diese Entwicklung für sehr bedenklich. Man muss den jungen Leuten beibringen, selbständig zu denken und nicht nur äusserlich zu funktionieren. Für die Demokratie ist diese Entwicklung hochgefährlich. Kulturell ist sie verheerend. Und für die Wirtschaft ist sie riskant, weil Können und Wissen verloren gehen. Dieses System erzeugt Menschen, die zwar nach Richtlinien arbeiten können, aber keinen Bezug zu ihrer Arbeit haben. Schulzimmer werden heute zum Teil gestaltet wie Grossraumbüros, und im «selbstorganisierten Lernen» arbeitet man an seiner «Sozialkompetenz» und «Teamfähigkeit». Als durchgängiges pädagogisches Modell funktioniert das nicht. Lernen ist und bleibt ein Beziehungsgeschehen zwischen Lehrer und Schülern und der gemeinsamen Sache.

Ob man diese Entwicklung überhaupt noch aufhalten kann, ist eine Frage des politischen Willens. Es braucht eine öffentliche Debatte dazu. Ich bin durchaus optimistisch, denn es wird in letzter Zeit viel gesprochen über Kompetenzen, auch durchaus kritisch. Die ganze Sache ist keineswegs unumstritten. Aber man muss diesen Diskurs auch wollen. Hier sind gerade in der Schweiz mit ihrer direktdemokratischen Kultur die Politik und auch die Eltern gefragt. Sie sollen mit den Schulen und in der Öffentlichkeit den Diskurs führen und wo möglich Abstimmungen provozieren. Denn das Bildungsverständnis der OECD ist am Volk vorbei eingeführt worden. Dagegen kann man sich wehren.

Man kann zum Beispiel den Pisatest abschaffen. Denn wir verlieren dabei nichts und gewinnen viel. Das Geld für die Pisa-Tests könnte man im Bildungsbereich besser investieren.

Montag, 11. August 2014

Kompetenzen ohne Bildung

Pädagogikprofessor Jochen Krautz







Jochen Krautz ist Professor für Kunstpädagogik an der Bergischen Universität Wuppertal. 2007 erschien von ihm das Werk «Ware Bildung – Schule und Universität unter dem Diktat der Ökonomie». Er ist gegen Kompetenzen als pädagogisches Konzept. Machen Kompetenzen denn dumm?
Ja, weil durch sie die Bildung abhandenkommt. Die Kompetenzorientierung vernachlässigt Fachinhalte und würdigt sie zu reinen Trainingsobjekten herab. 
Ob Lesekompetenz anhand des «Faust» oder der Handy-Gebrauchsanweisung erlangt wird, ist dem kompetenzorientierten System egal. Damit gehen Bildungsinhalte schlicht verloren.

Was sind denn «Kompetenzen» überhaupt?
Der Begriff «Kompetenz» geht auf den Kognitionspsychologen Franz Weinert zurück und ist im Alltagsverständnis positiv besetzt. Wer will schon einen inkompetenten Heizungsmonteur? Allerdings beschreibt Kompetenz im schulischen Zusammenhang eine innere, weder sicht- noch messbare Voraussetzung, etwas zu tun. Der Fachinhalt ist dafür zweitrangig.

Kompetenzen ohne Bildung – geht das?
Ja, leider, weil man Kompetenzen auch ohne Inhalte trainieren kann. Bildung ist etwas anderes. Der sich Bildende sucht die Auseinandersetzung mit dem Fachinhalt, will den Inhalt verstehen, Zusammenhänge erkennen und Neuland entdecken. Kurz – er denkt selber. Das selbständige Denken wird durch Kompetenzen aber weniger gefördert. Hier geht es vielmehr um Anpassung und trainierbare Fertigkeiten.

Sie kritisieren, dass der Nutzen der Kompetenzorientierung nicht erwiesen sei. Aber ist es denn der Schaden?
Es gibt keinen wissenschaftlich validen Konsens zum Kompetenzbegriff. Das Kompetenzsystem ist ein Konstrukt der OECD. Trotzdem hält die OECD daran fest. Dabei müssten die Reformer zuerst einmal beweisen, dass dieses neue System tatsächlich besser ist als das alte. Diesen Beweis gibt es aber nicht. Man darf in der Pädagogik nicht einfach etwas ausprobieren, denn damit verbaut man möglicherweise ganzen Generationen von Schülern die Lebenschancen. Die Kompetenzorientierung bringt faktisch eine Absenkung des Bildungsniveaus. Auch dass sie mehr Gerechtigkeit brächte halte ich für reine Rhetorik, denn dafür gibt es keinerlei Beweise. Klar, es gibt mehr Abschlüsse. Mehr Abschlüsse bei sinkendem Niveau – das hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun.

Montag, 4. August 2014

Lehrplan 21: Monster der Bildungsbürokratie?

In der Neuen Zürcher Zeitung hagelt es auf der Diskussionsseite eines Artikels, aus welchem wir in den letzten beiden Wochen Auszüge publizierten, über den kompetenzorientierten Unterricht scharfe Kritik.

Prof. Künzli hält den Lehrplan 21 für einen pädagogischen Slogan ohne inhaltliche Konturen. Das Kompetenzmodell sei sowohl theoretisch als auch praktisch fragil und ungeklärt, sagt der Lehrplanexperte. Der Beweis, dass es sich in der Praxis bewähre, sei nicht erbracht. Kommt dazu, dass in der Welt der Kompetenzen nicht das Wissen, sondern das prüfbare Können regiert, OECD-weit standardisiertes Können notabene, das sich in Vergleichstests wie Pisa messen lässt. Gegen Leistungsmessungen sei nichts einzuwenden, sagt Künzli. Ein Staat habe ein legitimes Interesse daran, zu erfahren, was die Schüler nach der obligatorischen Schulzeit können. Doch wenn der schulische Bildungsauftrag nur noch auf Nützlichkeit, Brauchbarkeit und Prüfbarkeit – also auf Arbeitsmarktfähigkeit – ausgerichtet werde, gehe etwas kaputt.

Diese Einschätzung teilt Roland Reichenbach von der Universität Zürich, der die «grassierende Kompetenzorientierung» Mitte Juni zu einem Tagungsthema machte. Gegen die vergleichende Messung von Leistung hat der Professor für Erziehungswissenschaft nichts einzuwenden, doch er hält es für ein Problem, wenn nur noch das Messbare zählt und alles andere als unnütz gilt. In den USA habe man diesbezüglich schlechte Erfahrungen gemacht.

Dass die Schweiz mit ihrem gut funktionierenden Bildungssystem ohne wirkliche Not auf der Kompetenzwelle mitreitet, stellt nicht nur Reichenbach, sondern auch eine Gruppe von Pädagogen um den Bieler Realschullehrer und grünliberalen Politiker Alain Pichard fest. Diese sehen im Lehrplan 21 ein «monumentales Regelwerk der Bildungsbürokratie». Mit ihrem von über 1000 [. . .] Lehrern unterzeichneten Memorandum wollen sie vorab die Lehrerschaft mobilisieren. Denn viele Lehrer würden glauben, dass der Lehrplan 21 sie nicht direkt betreffen werde. Vielleicht ein Irrtum.

Montag, 28. Juli 2014

Kompetenzmodell erhöht Abiturquote und senkt Bildungsstand

Was genau sind eigentlich Kompetenzen, und wie verändern sie den Schulalltag? In Deutschland können Klausuren in einer bestimmten Anzahl durch Referate oder Präsentationen ersetzt werden. Durch dieses «erweiterte Spektrum des Leistungsnachweises» werde «eine größere Bandbreite der Kompetenzen gefördert», schreibt dazu etwa das Hessische Kultusministerium. Die Förderung hilft offenbar. Die Abiturquote in Deutschland steigt, und auch mit den Notendurchschnitten geht es aufwärts. Ob man das Gleiche über den Bildungsstand sagen kann, ist höchst umstritten.

Ein Beispiel aus Deutschland: Einem Gymnasiasten steht eine Mathematikprüfung bevor. Er macht jedoch lieber Sport. Er hat wegen des Sports auch schon einige Mathematikklausuren verpasst. Eine unangenehme Situation. Doch das kompetenzorientierte Bildungssystem bietet Hand. Denn es sieht die «Klausurersatzleistung» vor. Statt einer Prüfung kann der Schüler mit zweiwöchigem Vorlauf auch eine Präsentation zu einem mathematischen Thema abliefern, zum Beispiel zum Thema Vektoren. Schülerforen im Internet erweisen sich dabei als wahre Ideenschatztruhen für die jungen Präsentatoren. Mit der Präsentation löst der Schüler vielleicht keine mathematische Aufgabe, aber er stellt gemäß der Lehre des Kompetenzmodells seine Kompetenz unter Beweis, einen mathematischen Inhalt praktisch anwenden zu können.

Ein anderes Exempel: Auch Latein, jene Restbastion des humanistischen Bildungskanons, kann kompetenzorientiert unterrichtet und getestet werden. Und das geht zum Beispiel so: Eine lateinische Textpassage muss vom Schüler nicht mehr zwingend analysiert, verstanden und trefflich übersetzt werden. Er kann im Test einzelne Vokabeln unterstreichen und aufschreiben, welche Fremdwörter aus ihnen entstanden und in den deutschen Sprachschatz eingegangen sind.

(Auszug aus einem Bericht der Neuen Zürcher Zeitung; spannend auch die anschließende Diskussion)

Montag, 21. Juli 2014

Lehrplan: Was sind eigentlich Kompetenzen?

Der kompetenzorientierte Unterricht ist das Kernstück des Lehrplans 21 für die Deutschschweizer Volksschule. Doch was Kompetenzen genau sind, wie sie den Schulalltag verändern und wie sie beurteilt werden, ist selbst in Fachkreisen unklar und umstritten.

Gerade zur Frage nach der Form der Beurteilung schweigt der Lehrplan, obwohl er um die 550 Seiten umfasst. In einer ersten Konsultation ist das Papier von vielen Seiten wegen seines Umfangs kritisiert worden. Es muss nun bis Ende Jahr um 20 Prozent abspecken. Zurzeit listet der Lehrplan über 4000 Kompetenzen auf, die die Schüler können sollen, wenn sie die Volksschule verlassen. Unter diese Kompetenzen fällt zum Thema «Lesen» unter anderen folgende: «Die [. . .] Schüler können ihr Leseverhalten und ihr Leseinteresse reflektieren. Sie können so das Lesen als ästhetisch-literarische Bereicherung erfahren.»

Im Bereich «Natur, Mensch, Gesellschaft» wiederum heißt es: «Die [. . .] Schüler können sich als Teil einer Institution wahrnehmen und den Unterschied zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft, verschiedenen Herrschaftsformen und Entscheidungsprozessen verstehen.» Wo solches selbst gestandene Semester vor Denksportaufgaben stellt, enthält der Lehrplan auch triviale Kompetenzen. Im Bereich der Mathematik etwa heißt es: «Die [. . .] Schüler können mit der Schere Streifen, Ecken und Rundungen schneiden», und sie «können mit dem Geodreieck Winkel messen».

Die Kompetenzorientierung, wie sie der Lehrplan 21 vorsieht, stellt einen Paradigmenwechsel dar. So viel scheint klar. Wie dieser sich aber konkret auswirken wird, ist umstritten. Für den Zürcher Pädagogikprofessor Urs Moser führt kein Weg an der Kompetenz vorbei, «sofern Effektivität, Effizienz und Gerechtigkeit des Schweizer Bildungssystems in Zukunft zuverlässig ausgewiesen und gezielt optimiert werden sollen, sofern faire Beurteilung mehr als eine Floskel im bildungspolitischen Diskurs sein soll, sofern sich Förderkonzepte und Leistungsorientierung in Zukunft tatsächlich einer Wirkungskontrolle stellen wollen». Kompetenzorientierung heißt seiner Meinung nach, dass Wissen in verschiedenen Kontexten angewendet werden soll, was hoffen lasse, «dass der allseits beklagte Anstieg der Vergessenskurve gebremst werden kann».

Anders der emeritierte Lehrplanforscher Rudolf Künzli. Er steht Lehrplan und Kompetenzbegriff skeptisch gegenüber. Er bestreitet keineswegs, dass es im Lehrplan auch gute Ansatzpunkte gibt, insgesamt sei dieser aber mit Erwartungen überfrachtet. Der Blick dafür, was ein Lehrplan überhaupt vermag und welchem Zweck er eigentlich dient, ist aus der Sicht von Künzli bei der Erstellung dieses Dokuments verloren gegangen. Entstanden sei eine Art Zwitter, der (zu) vieles wolle, dessen konkrete Funktion deshalb aber im Unklaren bleibe.

(Auszug aus einem Beitrag der Neuen Zürcher Zeitung)

Montag, 14. Juli 2014

Fragezeichen zu einem Schulversuch

Betreffend den aufwendigen Versuch «Fokus starke Lernbeziehungen» (NZZ 21. 6. 2014) lassen sich offenbar noch keine sachlich fundierte Aussagen zum Hauptzweck, nämlich positive Auswirkungen auf den Lernerfolg der Kinder zu erzielen, machen; ebenso wenig zu den Ursachen für die zurückhaltende Teilnahme am Versuch. Im Rahmen meiner Tätigkeit als Heilpädagoge im Kanton Zürich sind mir aber weitere Rückmeldungen zum Schulversuch bekannt. Die Klassenlehrpersonen müssen zu ihren übrigen Aufgaben diverse Aufgaben der Heilpädagogen übernehmen. Es macht so keinen Sinn mehr, wenn Heilpädagogen gezielte, individuelle Lernprogramme für entsprechende Kinder erstellen, da sie in ihrer neuen Funktion als «Lehrerberater» und ohne ausführliche Gespräche zu wenig detaillierten Einblick in die Lernprozesse dieser Kinder erhalten.

Fraglich ist nun, woher die Lehrpersonen die dafür nötige Zeit und das heilpädagogische Fachwissen holen. Ebenso bezweifle ich, ob die Eltern ihr Kind mit speziellem Förderbedarf tatsächlich einzig durch Lehrpersonen, die mit anderen Aufgaben eingedeckt sind und die gerade einmal eine Art schulinternen «Heilpädagogik-Crashkurs» durchlaufen, unterstützt sehen möchten. Sollte von Behördenseite die Absicht bestehen, dieses Manko durch eine fachlich fundierte Weiterbildung und zusätzliche Zeitressourcen zu beheben, stellt sich für mich aufgrund meiner Erfahrungen die Frage, ob das dazu nötige Geld tatsächlich zur Verfügung gestellt wird. Möglicherweise sind es ja diese Fragen, welche die Zurückhaltung bei der Teilnahme an diesem Schulversuch erklären.
Alex Vorburger, Zürich

Montag, 7. Juli 2014

LÜK-Gerät selber bauen

Vorletzte Woche haben wir angeregt, dass anfangs Schuljahr jedes Kind im Werkunterricht ein Logico- oder LÜK-Gerät selber baut, damit es auch zu Hause üben kann. Hier nun die Anleitung für das LÜK.

Das LÜK gibt es in zwei Varianten: Mini-LÜK für die Kleinen und LÜK für die Größeren. Es wird vom Westermann-Verlag hergestellt. Im Original ist es aus Plastic Die Anleitung, wie man einen LÜK-Kasten selber bauen kann, stammt vom Kollegen Heinz Luginbühl. Auf das Mini-LÜK verzichten wir, weil die Kinder dieser Zielgruppe noch zu klein sind, um das Gerät selber zu bauen.

Das Vorgehen ist ganz einfach: Auf zwei gleichgroße Sperrholzplatten leimt man aus Leistchen einen Rahmen. Diese beiden Deckel werden mit zwei kleinen Scharnieren verbunden. Nun müssen im Boden die Linien und Zahlen eingezeichnet werden. Die 24 Plättchen sind aus doppelt so dickem Holz, wie die Leistchen. Für die Farbgebung liegt der detaillierten Anleitung ein Musterblatt bei. Oder man orientiert sich an einem gekauften LÜK. Plättchen und Kastenteile werden nach dem Zusammenleimen mit Sandpapier geschliffen, bis sie ganz fein sind. Nach der Beschriftung können sie gegebenenfalls lackiert werden. Die Kinder können ihr persönliches LÜK auf der Außenseite individuell gestalten.

Als Variante kann die Innenbeschriftung auch kopiert und sorgfältig eingeklebt werden. (So wird es in der Anleitung beschrieben.)
Material
Sperrholz 4 mm  2x 28 x 20 cm
                           4x 2 x 28 cm
                           4x 2 x 16 xm
2 Scharniere mit Schrauben
1 Verschluss ( Kofferverschluss oder Klettverschluss)
1 Folie mit LÜK-Plan
Sperrholz 6 mm 24x 3,9 x 3,9 cm
1 Folie mit LÜK-Einteilung, so kopiert, dass die Tonerschicht unten ist

Die detaillierte Anleitung ist auf dem Educa-Bildungsserver abgelegt.

Montag, 30. Juni 2014

Logico selber bauen

Letzte Woche haben wir angeregt, dass anfangs Schuljahr jedes Kind im Werkunterricht ein LÜK- oder Logico-Gerät selber baut, damit es auch zu Hause üben kann. Hier nun die Anleitung für den Logico Maximo oder Logico Piccolo.

Das Logico gibt es in zwei Varianten: Piccolo für die Kleinen, Maximo für die Grösseren. Es wird vom Finken-Verlag hergestellt. Im Original ist es aus Plastic und die beweglichen Teile (die farbigen Knöpfe) lassen sich wohl verschieben, aber nicht abnehmen. Sie gehen also nie verloren.

Die Idee für den Nachbau stammt von Winkler Schulbedarf. Dort kann man das Gerät als Bausatz kaufen. Wir empfehlen jedoch den kompletten Selbstbau. Vielleicht aus rechtlichen Gründen (?) hat Winkler die Anzahl Knöpfe reduziert (zwei weniger als beim Piccolo, zwei mehr als beim Primo). Wer nun aber auch Aufgabenkarten vom Finken-Verlag und vor allem auch von Kollegen (aus dem Internet, da gibt es Unmengen!) verwenden will, achtet darauf, dass die Masse und die Anzahl Knöpfe entsprechend angepasst werden. Auch bei der Farbgebung richte man sich nach den Katalogbildern des Originals.

Original Logico Primo
Materialliste
1 Sperrholzbrett 6 mm
3 Fichtenleisten 10 x 5 mm (Länge passend zum Brett)
1 Fichtenleiste 10 x 5 mm (Länge passend zum Brett)
8 Fichtenholzscheiben Ø 25 mm
Farben, Lack, Lasur, Leim

Original Logico Piccolo
Kartengrösse: 16x22 cm
Bauanleitung
Ziehe auf dem Grundbrett (A) im Abstand von 36 mm zur rechten Außenkante
mit Bleistift eine Linie.
Lege die Leisten (B) und (C) laut Zeichnung auf das Grundbrett (A) und kontrolliere die Längen. Brich die Kanten auf der Oberseite mit feinem Schleifpapier und leime die Leisten auf das Grundbrett (A).
Fixiere sie bis der Leim getrocknet ist mit kleinen Zwingen oder Wäscheklammern.
Original Logico Maximo
Kartengrösse: 17x24 cm
Als Oberflächenschutz empfehlen wir einen Anstrich mit Klarlack oder Wachslasur.
Schleife auch die Kanten der Holzscheiben mit Schleifpapier und male sie mit den richtigen Farben an.
Schreibe oder klebe die Spielanleitung eventuell auf die Rückseite.

Spielanleitung
Lege die Aufgabenkarte in das Logico und die Holzscheiben daneben.
Löse die erste Aufgabe und setze die Scheibe mit der Farbe der Aufgabe neben die passende Lösung.
Sind alle Aufgaben gelöst, dann drehe die Arbeitskarte um und kontrolliere die Ergebnisse.

Montag, 23. Juni 2014

Nie mehr korrigieren!

Fünfundzwanzig Hefte korrigieren, fünfundzwanzig mal Dutzende von Aufgaben; das muss nicht sein. Letzte Woche haben wir auf selber erstellte Aufgaben hingewiesen. Das ist eine Möglichkeit. Dann gibt es auch verschiedene Arten von Übungen mit Selbstkorrektur. Oft sind diese jedoch an Material gebunden, sodass sie sich für Hausaufgaben nur schlecht eignen. Im Kapitel Selbstkorrektur werden verschiedene davon vorgestellt.

Es wäre toll, wenn die Kinder zu Hause alle ein LÜK hätten, ein Logico, einen Profax und die Lehrer ihnen entsprechende Hausaufgaben erteilen könnten, je nach Bedarf und Lernstand des Kindes, um weiter zu üben, Fertigkeiten zu trainieren. Nur: Diese Geräte haben ihren Preis. Für die Schule im Anbetracht der Qualität und ihrer Langlebigkeit durchaus gerechtfertigt. Doch ist es illusorisch, dass die Eltern aller Kinder gut vierzig Franken für einen Profax - oder nur schon halb soviel für ein LÜK ausgeben wollen.

Es geht aber auch anders: Weshalb nicht als erste Arbeit im Werkunterricht selber ein LÜK oder ein Logico herstellen? Das gibt dann garantiert nicht einen Staubfänger, sondern ein Produkt, das dann bis Ende des Klassenzuges regelmässig eingesetzt und gebraucht wird. Im Hinblick auf das kommende Schuljahr, zeigen wir in den beiden kommenden Wochen, wie ein solches Selbstkorrekturgerät mit den Kindern hergestellt werden kann. (Den Profax lassen wir beiseite, nicht weil wir ihn nicht lieben - im Gegenteil! -, sondern weil seine Produktion die Fertigkeiten von zehn- oder elfjährigen Kindern übersteigt.)

Montag, 16. Juni 2014

Arbeitsblätter halten Kinder dumm

Arbeitsblätter verteilen fördert schlechte Leistungen in der Schule. Der bekannte Hirnforscher Manfred Spitzer präsentiert die Resultate von Untersuchungen in Japan und den Vereinigten Staaten. Sie bestätigen, dass das, was in der Reformpädagogik schon lange gemacht wird, besser ist: Selber Aufgaben erfinden für sich und die Kameraden und sie dann selber lösen führt zu signigikant besseren Leistungen.



Ausserdem führt der Einsatz selber erstellter Aufgaben auch zu einer breiten Bandbreite binnendifferenzierter Aufgaben.

Zum ersten Teil des Vortrages.

Montag, 9. Juni 2014

Dumme Kinder - schlaue Kinder

Lernen findet immer statt, also nicht nur in der Schule, sondern auch zu Hause und in der Freizeit. Statistisch gesehen verbringen die Kinder mehr Zeit vor Bildschirmmedien, als in der Schule. Doch zuviel Bildschirmmedienkonsum macht Kinder nach wissenschaftlichen Studien dick, dumm und gewalttätig und führt eindeutig zu schlechteren Schulleistungen. In seinem spannenden Vortrag, dem Langzeituntersuchungen über mehrere Jahrzehnte zu Grunde liegen, kommt er zum Fazit: Bildschirmmedienkonsum (Fernsehen, Computer, Smartphone, u.a.m.) macht Kinder dumm, dick, gewalttätig und zu Rauchern.


Manfred Spitzer fasst in seinem Vortrag die Ergebnisse von mehr als 50 Studien in mehreren Ländern zusammen: Die Wahrscheinlichkeit, übergewichtig zu werden und dauerhaft zu bleiben, nimmt mit jeder zusätzlichen Stunde Fernsehkonsums zu, mit negativen gesundheitlichen Folgen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Arteriosklerose.

Bildschirmmedienkonsum wirkt sich nach den wissenschaftlichen Erkenntnissen auch negativ auf die geistige Verfassung aus und führe bei Kindern zu schlechten Noten, erläutert Spitzer in diesem Vortrag. "Dieser Effekt betrifft alle Fächer, ist nicht mit anderen Faktoren zu erklären und wirkt sich langfristig auf den erreichten Ausbildungsgrad aus." Kinder mit durchschnittlicher Intelligenz würden am stärksten negativ durch ihr Fernsehverhalten beeinflusst.

Montag, 2. Juni 2014

Hat die Reformpädagogik eine Zukunft?

Eine interessante Radiosendung des WDR über die Zukunft der Reformpädaogik, unter anderem mit Erika Risse und Jürgen Oelkers. Eine knappe Stunde spannende Diskussion.

Montag, 26. Mai 2014

So gelingt guter Unterricht

Hilbert Meyer ist überzeugt: Guter Unterricht entsteht dann, wenn die neusten Ergbnisse der Forschung mit der Erfahrung der Reformpädagogik verknüpft werden:


Montag, 19. Mai 2014

Offener Unterricht

Offene Lernformen werden fächerübergreifend, klassenübergreifend und jahrgangsübergreifend angewandt. Das Lernspiel aus dem Film finden Sie unter www.innovativelernspiele.at

Montag, 12. Mai 2014

James Bond in der Mathematikstunde

Nach dem Beispiel offener Mathematikaufgaben mit Biskuits, hier noch ein zweites mit James Bond...



Auch hier handelt es sich um eine Aufnahme aus dem Unterricht, nicht gestellt und auch nicht perfekt. Gymnasiasten entdecken mit forschendem Lernen Kurvenscharen. Die eingesetzten Arbeitsblätter und eine Stundenbeschreibung sind im Netz bei der Pädagogischen Hochschule Freiburg erhältlich: http://primas.ph-freiburg.de/index.ph...

Montag, 5. Mai 2014

Unterrichtsideen für den Deutschunterricht mit Tabletts

In der Schule Guttannen im Kanton Bern wird seit vielen Jahren intensiv mit Natbooks und Tabletts im Unterricht gearbeitet. Dabei haben die Kollegen verschiedene Unterrichtsszenarien mit iPads ausprobiert. Diese haben sie nun in einem elektronischen Buch zusammengestellt. Längst nicht alle Ideen stammen aus der Feder der Guttanner Lehrer. Sie haben sie aus verschiedenen Quellen übernommen oder dann erprobt, abgeändert, angepasst,... Das Buch ist kostenlos im Buchladen von Apple erhältlich: https://itunes.apple.com/ch/book/ipad-unterrichtsideen-fur/id868044783?mt=11

Montag, 28. April 2014

Forschendes Lernen in der Mathematik

Am Beispiel einer Mathemaitkstunde einer 4. Klasse erkennen wir den Wert von offenen Aufgaben und forschendem Lernen. Zum Beispiel mit der Kekspackung. Die Stundenbeschreibung ist ebenfalls im Netz aufrufbar. http://primas.ph-freiburg.de/index.ph... Solcher Unterricht fördert das forschende Lernen im mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht.

Die

Montag, 21. April 2014

Kinder in die Entscheide einbeziehen: Demokratie im Klassenzimmer

Eine Primarschule im deutschen Landau stellt das einzelne Kind explizit in den Fokus ihrer pädagogischen Arbeit. Dazu hat sie nicht nur ein schulisches Gesamtkonzept geschaffen, in welchem eigenverantwortliches Lernen nicht ein Projekt unter vielen ist, sondern im Mittelpunkt steht. Die Kinder übernehmen Verantwortung für sich, das eigene Lernen und für andere. Diese gelebte Eigenverantwortung geht an der Schule mit Möglichkeiten zur Mitbestimmung



Die deutsche Schule beteiligt die Kinder an Entscheidungen zu ihrem eigenen Lernen, zu ihrer Klasse und zu ihrer Schule. Dieser Weg ist erfolgreich. Dies zeigt sich sowohl an den erfreulich glücklichen und kompetenten Schülern, als auch darin, dass die Schule als Modellschule für Partizipation und Demokratie gilt und 2010 mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet worden ist.

Montag, 14. April 2014

Schule und Natur

Zehn klug zusammengestellte Ansätze für eine moderne Schule des 21. Jahrhunderts wurden von der Bertelsmann-Stiftung prämiert. Vier haben wir bereits vorgestellt: Freiräume schaffen, Kunst fördern, Im Team lehren und altersdurchmischtes Lernen.

Ein weiterer Punkt ist, dass die Schule im Einklang mit der Natur stehen muss. Oder weniger grün ausgedrückt: Die Kinder machen sich durchaus Sorgen um Ihre Zukunft. Da muss die Schule Wege zeigen, wie eine nachhaltige Entwicklung möglich ist, alte Muster durchbrochen werden und auch Kinder einen Beitrag für die Welt von morgen leisten können.


Kleine Projekte sind die konsequente Abfalltrennung: Papier, Karton, Metall, Glas, etc. Kein Hauswart muss Mehraufwand scheuen, wenn die Kinder die entsprechenden Sammelbehälter leeren. Oder wenn Kopien per Grundeinstellung doppelseitig aus dem Kopierer kommen. Auch mit den Kindern planen und umsetzen, vielleicht eher im Rahmen von Projektwochen, sind eine naturnahe Gestaltung und Bepflanzung des Schulareals oder Solaranlagen auf dem Dach. Das muss nicht teuer sein, da es für gute Lagen auch Kontraktoren gibt.

Montag, 7. April 2014

Grosse und Kleine zusammen

Fünftklässler basteln Kasperlifiguren im Werken und schreiben ein französisches Theaterstücklein. Sie üben es lesen und nehmen es auf Tonband auf, spielen es den Sekundarschülern vor, die schwer beeindruckt sind.

Drittsekler stellen Erstseklern in selbstgestalteten und mit Musik untermalten Szenen Dichter vor, deren Lebens sie in den Wochen zuvor behandelt haben.

Im Schulhaus Chriesiweg  gibt es keine ersten, zweiten oder dritten Klassen mehr, sondern nur noch dreiklassige Abteilungen. Nicht ganz soweit ging etwa die Schule Manegg. Dort wurden die Klassen zu zweiklassigen Abteilungen 1./2., 3./4. und 5./6. zusammengefasst. Ähnlich wie im Kindergarten gibt es hier "Grosse" und "Kleine"; jedes zweite Jahr sind die Kinder das eine oder das andere. Mal staunen sie, ordnen sich unter, mal übernehmen sie Verantwortung oder reichen Traditionen weiter. Das fördert die Hilfsbereitschaft und Beziehungen. In der Schultheorie lehnt sich das altersdurchmischte Lernen - früher der Normalfall in vielen Dorfschulen - an Peter Petersens Jenaplan an. Ausserdem ist die natürlichste Lehrnform der Welt.


Andere Ideen für die Schule der Zukunft:

Montag, 31. März 2014

Im Team lehren

In Waldau ist riesengross. Doch durch organisatorische Reformen hat sie kleine, persönlichen Einheiten geschaffen. Je sechs Klassen (von jedem Jahrgang eine) bilden zusammen eine organisatorische und örtliche Einheit. Die rund zwölf Lehrer arbeiten eng zusammen und kennen die Kinder schon, bevor sie zu ihnen in den Unterricht kommen oder weiterhin, auch wenn sie bereits in einer höheren Klasse sind.



Die Zusammenarbeit hat sichtbare Auswirkungen: Die Lehrer sind weniger oft krank oder frustriert; sie arbeiten mehr zusammen. Das färbt auch auf die Kinder ab, was sich wiederum positiv aufs Schulklima auswirkt. Die Schulordnung umfasst gerade sechs Worte: Langsam und leise, friedlich und freundlich.

Andere Ideen für die Schule der Zukunft:

Montag, 24. März 2014

Kunst fördern

Für moderne Schulen im 21. Jahrhundert wurden bereits 1999 zehn Ideen zur Bildungsreform vorgeschlagen (Geo Wissen 1/1999). Neben Freiräumen, die geschaffen werden sollten (ein Beispiel letzte Woche), soll die Kunst vermehrt gefördert werden.

Im Kunstmuseum Winterthur schauen Kinder einer 4./5. Klasse mit einer Museumpädagogin Bilder an, auf denen Wasser eine Rolle spielt - querbeet durch verschiedene Stilrichtungen. Vorher haben sie grossformatig "Wasser" gemalt. Nach der Führung nochmals, um  darauf die beiden Bilder zu vergleichen. So die Augen für die Kunst geöffnet, bitten sie den Lehrer um einen weiteren Museumsbesuch und an einem verregneten Sontaggnachmittag lotsen zwei Kinder ihre Familien ins Museum. Die Regenbogenschule in Berlin-Neukölln wiederum arbeitet mit Galerien zusammen und ein Lehrer fährt mit seiner Klasse regelmässig ins Seedamm-Kulturzentrum...

Die Berliner berichten, dass es an ihrer Schule im Gegensatz zu den benachbarten kaum Vandalismus gäbe; im Schulhaus sind die Werke der Kinder ausgestellt, die sie nach Besuchen in den Galerien und anschliessenden Diskussionen mit Sachverständigen und den Lehrern angefertigt haben. Kunst vermittelt eben nicht nur Kreativität, sondern auch Respekt und Toleranz.

Montag, 17. März 2014

Freiräume schaffen

Mauern einreissen - das tat Schulleiterin Enja Riegel 1986 im wahrsten Sinn des Wortes. Sie reduzierte die Klassenstärken auf 25 Schüler, die Jahrgänge auf vier Klassen. Einige der dadurch ungenutzten Klassenräume riss sie mit Unterstützung des Kollegiums ab, um große Lernzonen zu schaffen, in denen die Schüler freie Arbeiten selbständig durchführen konnten. Die Schule sollte ausdrücklich ein „Lebensraum“ für Schüler und Lehrer werden.

In Projektwochen nach der Einschulung richten sich neue Klassen selber ein und gestalten Tische und Stühle selbst. Auf Selbständigkeit wird sehr großer Wert gelegt. Aber auch die traditionelle Form des Frontalunterrichts wurde verändert. In jedem Schuljahr finden mehrwöchige Projekte statt, die dann, eng verzahnt mit dem konventionellen Fachunterricht, fächerübergreifend über eine bestimmte Zeit durchgeführt werden. Sie sollen ein ganzheitliches Verstehen fördern und enden in der Regel mit einer Präsentation. Darüber hinaus prägen Feste, Feiern, Schultheater, Veranstaltungen vor der Schulöffentlichkeit, aber auch gemeinsame Reisen und Projekte das Schulleben.

Die Schule ist Mitglied im Schulverbund 'Blick über den Zaun'.

Montag, 10. März 2014

Kinder am Computer


Wie man es macht, ist es falsch: Setzt man die Kinder an den Computer,um zu lernen, ist es nicht recht, hält man sie davon ab, noch viel weniger. Bei den Kindern spricht man oft von digital natives, also von einer Generation, welche quasi schon mit dem Natel in der Hand geboren ist, die dann aber erschreckend wenig wirklich Kenntnisse am Computer hat.

Andererseits haben manche Eltern ebenso wie viele Lehrer eine Hemmschwelle. Wie lange sollte ein Kind vor dem Bildschirm sitzen? Wann ist genug? Auch im Unterricht stellt sich die Frage: wieviel, wie lang?

Wie der Infwiss-Blog berichtet, wurde an der Universitätsklinik in Eppendorf (Hamburg) über einen längeren Zeitraum genau das untersucht. Aus den Resultaten auf die Fragestellung, welche Auswirkungen der Computer auf unsere Kinder und Jugendlichen hat, wurden differenzierte Empfehlungen abgegeben, die auch ohne die Details der Studie zu kennen vernünftig erscheinen.

(im verknüpften Blogartikel kann die Tabelle vergrössert werden)