Montag, 30. Mai 2016

Unaufgeregter Blick von außen

Schule - da ist ja jeder Fachmann. Meint man, weil ja jeder einmal ein paar Jährchen in die Schule ging. Und dann wird es ja auch nicht schwierig sein, als Journalist einmal so ein bisschen Schule zu geben?! Den folgenden Zufallsfund des NDR finde ich jedoch durchaus sehenswert. Der Fernsehmann geht äußerst behutsam und beobachtend vor. Außerdem bleibt die Führung bei den professionellen Lehrern; auch wenn er einmal punktuell unterrichtet, ist er nie alleine in der Klasse. Die Quintessenz leben wir alle Tage: Klare Regeln aufstellen und konsequent einfordern.



Für außenstehende Zuschauer ein unaufgeregter Beitrag über Schule heute. Das ist wohl das beste am Film. Nur schade, dass an dieser Schule mit Fachlehrern unterrichtet wird. So sind viele Ansätze modernen Unterrichts nicht wirklich möglich - man sieht auch nur Frontallektionen. Das ist per se nicht schlecht, aber gerade bei Kindern aus schwierigen Verhältnissen sind Bindung und Beziehung eine wichtige Lernvoraussetzung.

Montag, 23. Mai 2016

Kommutativgesetz selber entdeckt

CC BY SA by Weston.pace mit Äpfeln von Melchoir
Lotta Malin versucht mit Cuisenaire-Stäbchen zu retten, was die Schule verkachelt hat. Ihre Erfolge dokumentiert sie auf dem Blog "Farbige Stäbchen". Am letzten Sonntag schrieb sie in einem Beitrag zum Kommutativgesetz die folgenden Worte:
Meine Tochter hat dies heute auch selbst richtig angewendet. Wobei sie mich ein wenig ratlos zurück lies, ob es eindeutig richtig ist. Ihr Beispiel:
     3 + 3 = 6
     3 + 3 = 6
     6 - 3 = 3
     6 - 3 = 3
Würde man davon ausgehen, dass es sich um 3 blaue und 3 rote Gummibärchen handelt, wäre es absolut korrekt. Geht man allerdings davon aus, dass es einfach die abstrakte Zahl 3 ist, wäre es, hm, falsch???? Aber, hey, bei diesem Erfolg bin ich dann wirklich nicht kleinlich und bin so schlau ihr morgen mal eine ungerade Zahl zu nennen.
Hm, wenn es falsch wäre, dann müsste 3+3≠6 sein. Ist es nicht eher so, dass hier das Mädchen das Kommutativgesetz entdeckt hat und auch noch - sagen wir einmal - einen etwas speziellen Fall? Wer sagt uns denn, dass die beiden Drei nicht auch rot und blau sein können? Etwa so:
     3 + 3 = 6
     3 + 3 = 6
     6 - 3 = 3
     6 - 3 = 3

Und selbst, wenn alle Dreien schwarz sind, kann ich sie austauschen und die Gleichung stimmt weiterhin. Bravo, liebes Töchterlein!


...und wenn es die Mutter nicht glaubt, kann sie die Formeln hier nachschauen;-)

Dienstag, 17. Mai 2016

Rechenschwäche frühzeitig erkennen: zählendes Rechnen

Rechenschwäche frühzeitig erkennen ist unglaublich wichtig. Nur so lässt sich viel Leid beim Kind und viel Aufwand für die Katz' beim Lehrer vermeiden. Zählendes Rechnen ist Risikofaktor Nummer eins.

So erkennt man zählendes Rechnen: ­Kinder sollen mit den Fingern rechnen dürfen. Das bestätigen auch Dyskalkulietherapeuten. Sie weisen jedoch darauf hin, dass darauf zu achten ist, dass sie die Finger nicht nacheinander hochklappen. Dies ist ein Hinweis auf zählendes Rechnen. Die Finger sollen als Menge verstanden und gebraucht werden.

Deshalb: Den Kindern nicht die Finger verbieten, sondern zeigen, wie man mit den Fingern rechnen kann. Ein Verbot der Finger bewirkt, dass die Kinder einfach in Gedanken im Kopf zählen. Dies ist viel anspruchsvoller und vor allem fehleranfälliger. Dafür benötigen die Kinder sehr viel Gedächtnissspeicher und ermüden deshalb sehr schnell. ­Wenn die Ergebnisse der Rechnungen um eins falsch sind, kann dies auf zählendes Rechnen hindeuten.

Zwar überlegen sich rechenschwache Kinder sehr viel, weshalb man auf Begriffe wie „Flüchtigkeitsfehler“ oder „unkonzentriertes Arbeiten“ verzichten soll. Damit ich als Lehrer herausfinde, ob das Kind zählend oder mit dem Mengenbild rechnet, sind nachfragen und genaues Beobachten, wie ein Kind rechnet, unerlässlich.

Montag, 2. Mai 2016

Lumina und Pangolin im Land der Krokodile

Erst als ich die kleine Serie über Neuerscheinungen zum Themenbereich Flucht abgeschlossen hatte, kam mir ein Buch in den Sinn, das ich vor knapp zwanzig Jahren gekauft habe, an seiner Zeitlosigkeit und Aktualität nichts eingebüßt hat: «Lumina und Pangolin im Land der Krokodile». Es ist ein Bilderbuch, basierend auf dem Roman Le crocodile ne dévore pas le pangolin.

Anne-Lise Thurler hat die Geschichte aus dem eigenen Roman extrahiert, Suzanne Auer vom Schweizerischen Flüchtlingshifswerk das ursprünglich unter dem Titel L'enfant et le pangolin au pays des crocodiles erschienene Kinderbuch ins Deutsche übertragen und Maté Mermoud die aussagekräftigen Illustrationen gemalt.

«Lumina und Pangolin im Land der Krokodile» ist eine moderne, symbolreiche Geschichte, die Kindern das Thema von Flucht, ihren Ursachen und von Asyl
und Freundschaft nahe bringt. Nur wer den Roman gelesen hat, weiß, dass die Geschichte in Zaire spielt und das dicke Krokodil Mobutu darstellt. Während das Land von den Karten verschwunden und der Diktator gestorben ist, bleibt die Geschichte weiterhin aktuell und hat uns und den Kindern viel zu sagen.

artlink.ch
Anders als im realen Leben siegen am Ende Freundschaft und Menschlichkeit, und alle entdecken das Leben ganz neu. Dazu trägt auch die didaktische Beilage von Elisabeth Zurbriggen bei, die sich an acht- bis elfjährige Kinder (im Schulunterricht) wendet. Dank der CD kann die Geschichte auch gehört werden, wahlweise auf deutsch oder alemannisch (schweizerdeutsch).

Das Buch ist zwar vergriffen, es lässt sich jedoch in einer Bibiothek ausleihen, oder antiquarisch beschaffen.

Anne-Lise Thurler ; Maté Mermoud: Lumina und Pangolin im Land der Krokodile. Lausanne : Loisirs et Pédagogie, 1998. 47 p ; 1 CD-ROM (Deutsch-Schwytzerdütsch); 1 Dossier/Arbeitsunterlagen 


weitere Artikel zum Thema Flüchtlinge im Unterricht:
- Mit Kindern über Flüchtlinge reden (4. April)
- Wie man über Flüchtlinge reden kann (18. April)
- Weshalb man in der Schule über Flüchtlinge reden muss (25. April)