Montag, 27. Mai 2019

Learning-Management-Systeme

Letzte Woche habe ich über mögliche Nachfolgesysteme von Educanet geschrieben. Für den Unterricht selbst spielen sogenannte Learning-Management-Systeme (LMS) eine zentrale Rolle. 

Eines der bekanntesten LMS ist das Integrierte Lern-, Informations- und Arbeitskooperations-System Ilias, das unter anderem an den Schulen in der Stadt Basel oder auch an der Pädagogischen hochschule Zürich zum Einsatz gelangt. Ilias liegt unter einer freien Lizenz vor. Auch bekannt ist Moodle, das von vielen Gymnasien eingesetzt wird.

Ein Kollege aus Freienbach etwa stellt den Schulkindern Arbeitsblätter, Aufträge oder auch Online-Tests zur Verfügung. Auch legt er Mathematikkurse an und erfasst unterschiedliche Materialien. Er lässt sich von der Zeitschrift Bildung Schweiz wie folgt zitieren: «Das kann ein Dokument sein, das ich dort ablege, eine Verknüpfung zu einer Internetseite oder eine von Moodle angebotene Lernanwendung, beispielsweise Tests oder Quizformen.» Das erleichtere den Unterricht. Vor allem Kleingruppen würden dann mit Moodle-Aufgaben arbeiten. Die Kinder mögen vor allem Tests am Computer. Selbsorganisiertes Lernen lasse sich mit Moodle sehr gut unterstützen (das kann man aber auch mit Klammerkarten, LÜK, Logico und anderen nichtvirtuellen Lernspielen). Richtigerweise schränkt der Kollege ein: «Als Lehrer darf man aber den Aufwand nicht unterschätzen, wenn man abwechslungsreiche Kurse anlegen will.»

Für den Einsatz in der Primarschule sind die meisten LMS mehr als eine Nummer zu gross. Mit Learningapps kann man im Kleinen erste Erfahrungen sammeln. Oder sehe ich das falsch? Gerne freue ich mich auf ergänzende Kommentare.

Montag, 20. Mai 2019

Educanet2 ist tot, es lebe Educanet3

Seit 18 Jahren gibt es Educanet, die Lernplattform der Schweizer Schulen. In der Zwischenzeit ist sie etwas in die Jahre gekommen. Aufgefrischt wird sie nicht mehr, sondern Ende 2020 eingestellt. Dann ist Schluss mit Chat und E-Mail in geschütztem Rahmen, Klassenhomepages, Adressbüchern, Courselets, Lernplänen, Lernerfolgskontrollen, Lerntagebüchern u.v.a.m. Viele Schulen setzen nun auf Office 365. Doch es gibt Alternativen.

DiePalette an digitalen Arbeits-, Lern- und Kommunikationsplattformen ist breit. Doch wo werden die Daten gelagert? In der Schweiz? Werden die Daten ausgewertet? Wie steht es mit dem Datenschutz? Im letzten Dezember wurde bekannt, dass sogenannte Diagnosedaten aus Office 365 an Microsoft fliessen. Wollen wir das? Dürfen wir das zulassen? Mit der seit letztem Monat verfügbaren Version Office 365 ProPlus lässt sich dies einschränken. Reicht das? Neben Microsoft (Office 365) ist auch Google gross im Geschäft mit den Schulen; GoogleClassroom ist die bekannteste Lernumgebung der Welt. Beide Firmen verdienen viel Geld mit der Auswertung von persönlichen Daten und deren Weiterverwendung in der Werbung. In "Medien und Informatik" müssen wir die Kinder für solche Zusammenhänge sensibilisieren. Was, wenn wir es trotzdem tun? Wo ist das die Vorbildwirkung der Schule?

Will eine Schule die Schuldaten in eigener Hoheit verwalten, so kommen dafür auch Open-Source-Lösungen in Frage. Univention bietet mit «UCS@school» eineIT-Umgebung an, die vom Schulsekretariat bis zu Lernanwendungen im Unterricht alle Funktionen abdeckt, aber wesentlich komplexer ist, als Educanet. Univention hat seit 2016 einen Rahmenvertrag mit educa.ch.Die Berner Stadtschulen verfolgen eine konsequente Open-Source-Strategie. Dabei setzen sie auf «base4kids2». Dieses umfassende Schulinformatik-Projekt basiert auf Open-Source-Anwendungen, die ausnahmslos auf stadteigenen Servern laufen. So behält die Schule Bern die Oberhoheit über ihre Daten.

Welches System der Nachfolger von Educanet, also quasi Educanet3 wird, ist noch nicht klar. Es ist jedoch zu befürchten, dass sich viele Schulen einem ausländischen Anbieter andienen und dabei didaktische und Sicherheitsaspekte hinten anstehen müssen. Eigene Lösungen mit quelloffener Software (open source) sind eine gute Alternative. Mit Installation und Wartung kann auch eine lokale Informatikfirma beauftragt werden.