Montag, 2. November 2020

Kind verschwunden - Literatur

(Berliner Zeitung)
Kinder laufen selten weg. Wenn es jedoch geschieht, dann ist vorher viel passiert, viel zu viel; soviel, dass professionelle Helfer übernehmen müssen. Doch auch den Hinterbliebenen, Geschwistern, Mitschülern, Freunden stellen sich Fragen über Fragen, auf die es oft keine schlüsige Antworten gibt. In solchen Fällen kann in der Schule gegebenenfalls ein passendes Vorlesebuch (und etwas erhöhte und verlängerte Vorlesekadenzen) hilfreich sein. Indem man sich mit einer analogen Geschichte beschäftigt, kann man auch Antworten finden. Die Bücher sind aber auch zur individuellen Lektüre geeignet.

Ruedi Klapproth: Die Nacht, die sechs Tage dauerte. Rex.
Ein Mädchen fährt ins Blauringlager und kommt dort nie an. Sein Bruder ist auf der anderen Bergseite im Pfadilager. Nun beginnt die verzweifelte Suche. Ein Jugendroman voller Verzweiflung, Gefühlen, Bergen (auf einer Landeskarte kann alles nachverfolgt werden), spannend erzählt aus wechselnder Sicht (Bruder, Mädchen, Eltern).

Ruedi Klapproth: Flucht durch die Nacht. Rex.
In der Autogarage seines Vaters schläft ein Knabe, der offenbar zu Hause ausgerissen ist. Wer ist es? Weshalb ist er weg? Soll er ihn verraten? Soll er die Eltern beiziehen? Der Roman beginnt in der Mitte der Geschichte und nur Schritt für Schritt erfährt der Leser die Ursachen und Hintergründe. Mit dem Protagonist wundert er sich, fiebert mit; ein stimmiges Gesamtbild erschliesst sich erst gegen den Schluss. Spannung pur!

Ruedi Klapproth: Stefan. Rex.
Der körperlich behinderte grosse Bruder soll in der Regelschule integriert werden. Spannend erklärt von einem Fünftklässler. Das geht natürlich nicht ohne Probleme, doch diesen müssen sich alle stellen; davonlaufen ist keine Lösung.

Carlo Meier: Die Kaminski-Kids: Auf der Flucht. Brunnen.
Die Kamisnki-Kids lernen im Skilager zwei Kinder kennen, die zu Hause weggelaufen sind. Sie versuchen ihnen zu helfen und geraten dabei selbst in die Klemme. Die Schweizer Illustrierte ist überzeugt: Sogar lesefaule Kinder werden durch die Kaminski-Kids zu Leseratten! Meine Kinder würden dies sofort unterschreiben.

Christine Nöstlinger: Ilse Janda, 14 oder Die Ilse ist weg. Oetinger.
Die Erzählerin mag in der 5. Klasse sein. Sie lebt in Österreich in gelinde gesagt komplizierten Familienverhältnissen. Ihre grosse Schwester geht weg. Dabei ist nicht alles so, wie sie erzählt hat. Was die Erzählerin weiss und herausfindet, mag sie jedoch nicht jedem anvertrauen. Das macht die Geschichte ziemlich komplex. Soviel sei verraten: Ilse kommt wieder zum Vorschein; ob die Geschichte gut endet - oder nicht -, das lässt Nöstlinger jedoch offen.

Montag, 26. Oktober 2020

Kind verschwunden - Verhalten

Immer wieder laufen Kinder zu Hause fort. Viele Vermisstenfälle klären sich schnell wieder auf, innerhalb von Stunden oder innerhalb der ersten Woche. Nach einem Monat sind 80 Prozent gelöst. 

Für Eltern ist es wohl die größte Horrorvorstellung, wenn das eigene Kind auf einmal verschwindet. Das gleiche gilt auch, wenn man als Lehrer darüber informiert wird. Was kann man tun, wenn ein Kind weg ist?

1.  Bleiben Sie ruhig
Rufen Sie Freunde, andere Eltern und Nachbarn an. Einfach jeden, der wissen könnte, wo ihr Kind steckt. Sorgen Sie dafür, dass die Suche nach ihrem Kind weitergetragen wird. Es muss immer jemand in der Nähe des Telefons sein. Falls Sie das nicht selbst können, bitten Sie jemanden, ihr Telefon zu überwachen.

2. Informieren Sie die Polizei!
Zögern Sie nicht lange, die Notrufnummer 117 anzurufen und erstatten Sie eine Vermisstenanzeige. Es könnte kostbare Zeit verstreichen. Geht ein Kind verloren, taucht es in 99 Prozent aller Fälle schnell wieder auf. Beschreiben Sie der Polizei ihr Kind, welche Kleidung es trägt und ob es eine Zahnspange oder Brille trägt. Erklären Sie außerdem, wo es zuletzt war und wohin es wollte. Jede Information kann helfen. Man kann es getrost der Polizei überlassen, ob sofort eine Suchaktion gestartet wird - oder ob sie noch etwas zuwartet. Wichtig ist, dass die Polizei von allem Anfang an involviert ist.

3. Umgebung gründlich absuchen 
Holen Sie sich Hilfe. Lassen Sie Freunde, Bekannte oder Nachbarn die Umgebung gründlich absuchen. Es sollten alle Orte abgesucht werden, an denen sich Ihr Kind aufhalten könnte (Schulweg, Spielplatz, sonstige Lieblingsplätze, Orte, die man schon besucht hat und in erreichbarer Distanz sind). Versuchen Sie möglichst genau (zusammen mit Angehörigen und Freunden) die Familiensituation und die letzten Tage (inklusive aller Aktivitäten) zu rekonstruieren. Ein Streit oder eine Strafe könnten hinter dem Verschwinden stecken - muss aber nicht.

4. Jemand muss zuhause sein 
Sorgen Sie dafür, dass immer jemand zu Hause ist. Sorgen Sie dafür, dass immer jemand ans Telefon geht.

5. Weitere Such-Initiativen 
Schalten Sie die Presse oder soziale Netzwerke wie Facebook erst nach Rücksprache mit der Polizei ein. Die Polizei hat Spezialisten für Vermisstenfälle. Informieren Sie die Polizei über alle Aktivitäten.

Montag, 31. August 2020

Mit der Schule in den Wald und den Wald in die Schule bringen


Anfangs Schuljahr unternehmen wir jeweils einen Sternmarsch in ein nahegelegenes Bachtobel. Je nach Altersstufe ist der Weg natürlich eher ein Spaziergang oder eine mittlere Wanderung. Spätestens um Mittag treffen alle am gleichen Ort ein, wo es Würste und ein reichhaltiges Salatbuffett gibt. Für die Kinder ist dies oft das erste Mal, dass sie mit Kindern anderer Klassen in Kontakt treten.

Dieses Jahr habe ich diesen Ausflug in den Wald zum Anlass genommen, im Sachunterricht den Wald etwas zu vertiefen. Als Grundlage dient mit eine uralte Wekstatt aus dem damaligen Verlag der Elementarlehrerkonferenz, ergänzt durch allerlei Trouvaillen aus dem Internet. Vergleichebare Unterrichtseinheiten sind zum Beispiel "Werkstattunterricht Wald 3./4. Klasse von Schubi", "Themenheft Wald von BVK" oder wenn man auch nur ein kleines Wäldchen in der Nähe hat "Den Wald erleben und erforschen: … im (fast) papierfreien Projektunterrich vom Verlag an der Ruhr". 

Für den Büchertisch habe ich unter anderem zwei Klassiker von Irmgard Lucht mitgebracht: Die Baum-Uhr und Die Wald-Uhr. Aus vier Illustrationen habe ich kleine Lernprogramm für den Computer erstellt.

Das obenstehende Lernprogramm kann auch mit dieser Verknüpfung aufgerufen werden:  https://learningapps.org/13785228

Dies sind die drei anderen:

https://learningapps.org/13785354

https://learningapps.org/13785445

https://learningapps.org/13785601

Ich hoffe, sie finden im einen oder anderen Schulzimmer Anklang und helfen den Kindern, sich Tiere, Bäume und Früchte besser zu merken.

Bevor hier die grosse Urheberrechtsdebatte in der Kommentarspalte losgetreten wird: Für Unterrichtszwecke dürfen wir Ausschnitte aus Werken verwenden und ich nehme an, dass Ihr die Bücher von Irmgard Lucht ebenfalls anschafft oder in der Bibliothek ausleiht, wenn ihr mit den Kindern über den Wald sprecht; die kindgerechten und naturalistischen Illustrationen drängen sich geradezu auf. Dann ist ja ein Exemplar des Buches vorhanden.

Montag, 17. August 2020

Gelbe Fibel für flinke Leser

Er gibt sich sehr abgeklärt: Andere hätten ein bisschen Angst vor der Schule, aber er habe Frau B... (die Lehrerin) schon einmal gesehen und er wisse, wo das Schulzimmer sei: Im hinteren Schulhaus im oberen Stock... Ausserdem hat sich der selbstbewusste Kindergärtler über die Ferien das Lesen selber beigebracht mit den Wörtern, die sich gerade angedient haben: Ortsnamen von den Wanderwegweisern in den Bergen und von den Endzielanzeigen der Postautos (Linienbusse v.a. im ländlichen Gebiet in der Schweiz). Da muss man schnell sein und manche Wörter beginnen mit dem gleichen Buchstaben. 

Nicht immer steht das Postauto so schön still. 
Oft ist es in Bewegung. Da muss man
die Destination schnell erfassen.

Auch die analoge Zeit mit Punkt und halb war so ein autodidaktisches Projekt, nachdem er im Kindergarten die Zahlen bis 12 kennengelernt hatte. Zu Hause haben die Eltern explizit schulische Themen weggelassen - ausser er hat konkret gefragt: Was ist das für ein Buchstabe/Kantonswappen (auf der Autonummer)/etc. 

Nur in einem Punkt hat sein Vater insistiert, dass er seinen Namen in der üblichen Gross-Klein-Schreibung schreibt. Das hatte er sich Schritt für Schritt erfragt, wurde dann jedoch im Kindergarten (in der Schweiz ist das von 4-6) zurückgebunden, es sei einfacher, alles in MAJUSKELN zu schreiben und man könne (wolle?) das nicht bei jedem Kind je nach Vorwissen anders handhaben.

Das hat mir wieder einmal gezeigt, wie Geschichten helfen. Im Kindergarten musste er einfach ab Vorlage kopieren, was in diesem Alter noch ziemlich abstrakt und entsprechend fehleranfällig ist. Ergo waren oft auch einige Buchstaben gespiegelt. In der Gross-Klein-Schreibung hielt er sich an eine selber erfundene Geschichte: 1 Gipfeli (Croissant), 1 Kreislein, 1 Kleiderhaken, 1 Böglein, 1 Schnecke, 1 Männchen mit einem Köpfchen, 2 Striche, 1 Schnecke. Diese bildhaften Umschreibungen der Buchstaben, die haben natürlich alle einen Namen. Der Kleiderhaken etwa heisst Rrrr.

Bei der Post gibt es übrigens neben den bekannten Unterrichtsmodulen zum Thema "Post" auch ein schönes und sehr altersgerechtes Bilderbuch für die Schulanfänger: Theo und Mia unterwegs - natürlich mit dem gelben Postauto!

Montag, 13. April 2020

Selbstkorrektur im Fernunterricht

Wie korrigiere ich die Aufgaben meiner Kinder, welche sie zu Hause lösen? Manchmal lasse ich mir die Aufgaben vor der Webkamera zeigen. Dabei sehe ich vor allem, ob die Aufgabe gelöst ist. Dann gebe ich den Kindern am Folgetag die Lösungen bekannt und bitte sie, selber zu korrigieren. Sie schreiben mir dann, wieviele Aufgaben richtig waren.

Es gibt aber auch ganz viele Aufgabentypen, welche für Selbstkorrektur vorgesehen sind. Eine ganze Menge davon habe ich auf einer Unterseite dieses Blogs zusamengestellt. Im Artikel Nie mehr korrigieren! (das gilt natürlich auch für Präsenzunterricht, nicht nur Fernunterricht), steht mehr.

Was sich lohnt, sind entsprechende Geräte, die man einfach mit Aufgaben befüllen kann. Ich denke dabei an den guten alten Profax. Oder an den Logico oder an das LÜK. Oft haben wir solche Geräte in der Schule. Übungen sind schnell selber erstellt oder man findet sie z.B. bei Frau Wegerer.

Wie machen wir das nun, wenn die Kinder zu Hause sind? Eigentlich ganz einfach: Im Fernunterricht sollte es ja auch Zeichnen, Werken, Handarbeit, etc. geben. Weshalb nicht den Kinder einen entsprechenden Auftrag erteilen: Baue ein ... Und schon hat jeder sein persönliches LÜK, seinen privaten Logico. (Und wenn der eine oder andere Vater mithilft, soll das unser Schaden nicht sein.)

Für das Material sehe ich zwei Möglichkeiten:
  • In unserem Dorf wurde Material vor dem Schulhaus in Mäppchen ausgelegt und die Kinder konnten es an einem Nachmittag zwischen ein und fünf Uhr abholen.
  • In einer anderen Gemeinde betätigten sich Kollegen als Velokuriere und legten Material ins Ablagefach des Briefkastens (Milchkasten).

Donnerstag, 9. April 2020

Online-Spiel der anderen Art im Fernunterricht

Erfolg mit Frau Lockes
Rechenspiel
Bei Frau Locke gibt es Lernspielpakete zu den einzelnen Reihen des Einmaleins. Das Bingo daraus habe ich in den letzten Tagen auch online gespielt mit Zweitklässern. Dabei hat das Kind für mich die Spielfigur geschoben, die Felder abgedeckt und mir die Rechnungen vorgesagt. Ich selber habe nur gewürfelt, wenn ich an der Reihe war...

Für die Kinder aus Förderklassen, die kein Sitzleder, keine Ausdauer haben, ist das eine dreifache Herausforderung:
  1. genug Energie haben, um bis ans Ende zu spielen
  2. zusätzlich meine Figur führen
  3. nicht nur gewinnen, sondern auch verlieren können

Da die Sicht bei der Bildtelefonie eingeschränkt ist, haben wir immer ganz viel gesprochen; in Zeiten des Fernunterrichts enorm wichtig, insbesondere bei jungen Kindern. Wenn man einem Artikel der NZZ Glauben schenkt, jedoch auch bei Jugendlichen.

Mittwoch, 8. April 2020

Ostern für Erstleser

Vorgestern habe ich meine Osterwörter-App geteilt. Für Unterstufenkinder ist die etwas gar Textlastig. Das folgende Beispiel ist nicht von mir; ich fand es auf learningapps.org. Für alle Erst- und Zweitklässler, die morgen Donnerstag noch Schule haben (oder denen es zu Hause langweilig* ist):



Und unter dieser Adresse kann man das Buchstabenrätsel jederzeit wieder aufrufen: https://learningapps.org/1450412



* https://www.schlaumeier.online ist auch in den Osterferien jeden Tag um 9.00 Von Montag bis Freitag, incl. Karfreitag und Ostermontag.

Dienstag, 7. April 2020

Loben in Zeiten des Fernunterrichts


Wenn es die Rückmeldungen der Eltern erlauben, schicke ich gerne auch ein Lob nach Hause. Bei detaillierten Beschreibungen, was und wie das Kind gearbeitet hat (und wenn man die Familie kennt), lässt sich rasch einschätzen, ob es eine sachliche Beschreibung ist oder ob da ein Kind in den siebten Himmel hochgelobt wird. 
Einer Mutter arbeitete ich betreffend der Fortschritte Ihres Kindes: "Ja, es macht das wirklich gut. Kein Vergleich zu dem Kind im August, das schon nach zwei, drei Buchstaben jammerte, es könne nicht mehr. Motivation ist in der jetzigen Zeit und bei Ihrem Kind im Speziellen sicher das Wichtigste. 
Womöglich ist es für es auch eine grosse Chance, denn plötzlich ist es nicht mehr eine kreierte, geplante Situation um es herum, sondern alle kommen an ihre Grenzen und wachsen manchmal sogar darüber hinaus. Das (unbewusst) zu erleben, kann stärkend und aufbauend sein.Ich danke Ihnen für die gute Zusammenarbeit und wünsche Ihnen einen schönen Abend."

Montag, 6. April 2020

Osterwörter - und was sie bedeuten

Für das Fach Religion und Kultur per Fernunterricht suchte ich nach etwas zu Ostern. Ich fand eine App bei learningapps.org, aber für meine Ansprüche war die mit einer Hand voll Worten viel zu klein. Die Kinder sollen je etwas lernen und nicht rasch drei Minuten etwas klicken. Also habe ich sie erweitert.



Wer die Verknüpfung behalten will: Hier ist sie: https://learningapps.org/10117639

Freitag, 3. April 2020

Dranbleiben, Strukturen aufrecht erhalten


Wenn wir mit den Kindern nur noch per e-Mail und Videotelefonie verkehren, brauchen wir Hände, Augen und auch Münder vor Ort, die uns unterstützen. Das sind meistens die Eltern. Für die ist die aktuelle Situation unter Umständen ebenso schwierig, wie für uns. So bin ich dankbar für detaillierte Rückmeldungen, auch wenn daraus manchmal eigentliche Coachings entstehen. Einer Mutter, die drei Kinder zu Hause betreuen muss, teilzeitlich noch vom PC aus arbeiten sollte, antwortete ich: "Danke für die ausführliche Rückmeldung! Ich kann mir das lebhaft vorstellen. In der Schule haben wir manchmal auch solche Tage, an denen fast nichts geht, nicht einmal, wenn man die Portionen halbiert und noch kleiner macht.

Zu Ihrer Entlastung: Ich verkleinere die Portionen, nehme mir Zeit, soviel wie es mir fünf Kindern (in der Kleinklasse habe ich fünf Kinder) geht. Verbal - zur Motivation - übernehme ich durchaus Teile der Aufgaben, im Sinne von "komm, ich helfe dir, zusammen schaffen wir das doch!" aber in der Tat "finde" ich dann z.B. höchstens zwei, drei Teile beim Zusammensetzspiel - Es sind ja seine Aufgaben, nicht meine. Das kann zur Folge haben, dass er an einem Tag in der Rechnungsstunde vielleicht nur etwas zur Hälfte ausschneidet und die pädagogische Mitarbeiterin oder ich noch ad hoc ein paar Aufgaben mündlich mit ihm lösen.

Falls an einem Tag wie gestern fasst nichts geht, müssen Sie absolut kein schlechtes Gefühl haben. Denn Ihr Sohn arbeitet ja an Zielen (die ich nicht immer hinschreibe) wie: ich halte durch, ich schaffe es, ich kann schwierig scheinende Aufgaben lösen, ich kann Aufgabenschwierigkeitsgrade richtig einschätzen u.a.m. Wenn er deshalb an einem Tag dann nicht rechnet, ist bei ihm die Erreichung des Lernziels Mathematik nicht in Gefahr."

Dranbleiben, die Strukturen aufrecht erhalten ist enorm wichtig. Seit Montag hat ein Kind sich bei meinen halbtäglichen Anrufen versteckt. Gestern stand es zwar hinter der Kamera, aber es sprach: "Nein!" und plötzlich spielten wir online ein Würfelspiel. Einen Absturz aufgefangen.

Mittwoch, 1. April 2020

Fernunterricht mit Schülern mit besonderen Bedürfnissen

Bei den Schulkindern mit besonderen Bedürfnissen, wie Konzentrationsschwierigkeiten, Lernschwäche, Fremdsprachigkeit (DaZ), ADHS, u.a.m. steht nicht die Vermittlung des Schulstoffs im Vordergrund, sondern zuerst die Lern- und Arbeitsstrategien.

Ausserdem ist es - nicht nur bei diesen Kindern - wichtig, den persönlichen Kontakt zu pflegen. Während in meiner Klasse jedes Kind täglich mindestens zweimal telefonischen Kontakt mit der Schule hat, wovon einmal mit dem Klassenlehrer, bekam mein Sohn in den vergangenen elf Schultagen eine kurze Videobotschaft seiner Lehrerin.

Wie Fernunterricht für Schüler mit besonderen pädagogischen Bedürfnissen auszusehen hat? Kurz: Er ist so vielseitig, wie die Kinder; hat viele Facetten. Eine ziemlich ausführliche Seite im Internet stellt das alles so schön zusammen, dass ich nur noch darauf verknüpfen muss. Alles andere wäre Wasser in den Rhein tragen: https://wiki.edu-ict.zh.ch/mat/sus-beduerfnis

Dienstag, 31. März 2020

Wer ist noch müde?

Wer ist heute, zwei Tage nach der Zeitumstellung noch müde? Gemäss Untersuchungen haben knapp die Hälfte aller Frauen und über ein Drittel der Männer mit der Zeitumstellung Probleme.

In einer internationalen Studie hat Anna Goodman die tägliche Aktivität von 25 000 Kindern im Alter zwischen fünf und 16 Jahren in insgesamt neun Ländern untersucht. Darin steht ein missverständlicher Satz: „Wenn die Sonne später untergeht, spielen Kinder deutlich mehr im Freien.” Missverständlich, weil er nicht Normalzeit mit Sommerzeit vergleicht, sondern einen durchschnittlichen Sommertages, an dem die Sonne gegen 21:00 Uhr untergeht, mit einem durchschnittlichen Wintertag, an dem es bereits gegen 17:00 Uhr dunkel wird.

Die Studie von Anna Goodman hat jedoch auch den Unterschied von Normalzeit und Sommerzeit untersucht: Die Kinder bewegen sich durch die Zeitumstellung durchschnittlich zwei Minuten pro Tag mehr. Das ist nicht signifikant.


Die Frage ist - in Bezug auf die Kinder - viel mehr: Ist es sinnvoll, dass unsere Kinder morgens noch eine Stunde früher aufstehen müssen? Die Folge ist, dass sie permanent weniger als nötig schlafen.

Der Neurobiologe und Wissenschaftsautor Dr. Peter Spork präsentiert in seinem Buch “Wake up! Aufbruch in eine ausgeschlafene Gesellschaft” eine gesunde Alternative: Man solle die künstliche „Sommer“-Zeit abschaffen und mit der Schule später beginnen. Gleichzeitig solle man den Kindern vormittags mehr Freizeitaktivitäten ermöglichen, etwa das Training im Sportverein vor Schulbeginn anbieten und insgesamt dafür sorgen, daß sie sich vermehrt vormittags im Freien aufhalten.

Dann bekämen die Kinder exakt in dem Zeitfenster vermehrt Tageslicht ab, in dem es die positivste Auswirkung auf ihre innere Rhythmik hat. Gemeinsam mit dem früheren Sonnenuntergang durch die Beibehaltung der Normalzeit sorgt das bei Kindern und Erwachsenen dafür, dass sie abends früher schläfrig und morgens eher wach werden.

Montag, 30. März 2020

Rückbezügliche Verben auf französisch

Gegen Ende der Primarschule wird der Französischunterricht langsam anspruchsvoll. Da kann man sich nicht mehr nur mit Parallelwörtern durchmogeln. Aber selbst in der 6. Klasse...

Die beiden folgenden Übungen (zuerst lesen / Bild zuordnen, dann hören / Bild zuordnen) passen zu jedem Französisch-Lehrmittel. Wer noch mit Envol arbeitet, kann sie im Band 6 auf den Seiten 64, resp. 65 einsetzen. Bei anderen Französischbüchern wie Dis-Donc u.v.a.m. muss man die Seiten selber heraussuchen.





Die vorkommenden Verben - viele sind Parallelwörter - sind: se laver, se lever, se coucher, se maquiller, se doucher, se parfumer, s'habiller, se réveiller, se coiffer, se raseer.

Man findet sie auch unter diesen Links:
- Lesen: https://learningapps.org/10116773
- Hören:  https://learningapps.org/10116960

Donnerstag, 26. März 2020

Noch mehr Beschäftigungsaufgaben für Kindergärtler

• Bewegungsdrang; das Wetter lässt einem vielleicht nicht immer nach draussen… Mit den Kindern ein Workout auf Youtube aussuchen, gemeinsam durchturnen. Oder immer einer darf für ein paar Minuten vorturnen – das gleiche mit Tanzen. Tanzen hilft immer und hebt die Laune.
Danach gleich noch ein beruhigendes Yoga-Video einschalten, so kommt der Puls auch wieder runter.

Kickboards und Bobbycars reinholen, eine Rennbahn quer durch die Wohnung – mit Abgrenzung, Ziellinie, Plüschtier-Publikum. So ein Rennen läuft ja auch in echt nur über ein paar Runden und nicht ewig. Mit Malerklebeband Hüpfspiele oder Strassen auf den Boden kleben.

• Fernsehen; nicht nur konsumieren, auch mal selber machen – Videos drehen, stop-motion-filme kann man mit apps auf dem Handy oder Ipad sehr einfach selbst machen. Eine Familien-Tagesschau für all die Verwandten und Bekannten, die man nicht besuchen darf, drehen und versenden, einen Dokfilm über die eigene Katze… ihren Kindern fällt sicherlich was ein und es entsteht eine grossartige, medienpädagogisch wertvolle Erinnerung.

Und falls es doch Fernsehschauen sein sollte; statt nerviger Kinderfilme in Endlosschlaufe mal einen spannenden Tierdok oder eine Wissenssendung… ist was für gross und klein.

• Bauen; Hütten, Burgen, Zelte – und darin Picknicken. Machen sie in den Filmen immer, ist aber wirklich cool. Oder eine Kettenreaktion quer durch die Wohnung; da sind die grösseren Kinder vielleicht eher eine Hilfe, Papa wird’s aber lieben und die kleinen schleppen halt einfach Material an.

• Eine Theateraufführung; Puppentheater, Schattentheater, auch aus den Gewürzdosen in der Küche lassen sich schnell gute Protagonisten machen.

• Geschichten vorlesen, Geschichten erfinden, Geschichten spielen, Geschichten gehen immer.

Mittwoch, 25. März 2020

Ideen für Kindergärtler zu Hause

Wie aus den letzten Beiträgen ersichtlich ist, sind der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Nutzen Sie die «Corona-Ferien» um sich mit ihren Kindern auseinander zu setzen, um selbst wieder Kind zu sein. Es werden sicherlich keine Schwiegermütter oder ungeliebte Gäste vorbei kommen um Ordnung und Sauberkeit zu kommentieren, also nehmen Sie das Chaos locker und machen Sie das beste daraus.

Allgemein gilt; lassen Sie ihre Kinder möglichst viel selbst machen, stellen Sie sich dumm, beharren sie auf Details. Als Beispiel; zum Hütten bauen brauch es vielleicht erst einen Bauplan? Die Baustelle muss sicherlich abgesperrt werden… Eine Hütte ist erst fertig wenn sie auch genau eingerichtet ist, und dazu brauchts eine Klingel und einen Vorgarten und Beleuchtung und und und… Lassen Sie ihr Kind die Ideen haben – es wird verblüffend viel kommen, warten Sies ab.

Und, sehen Sie es positiv; am Ende werden diese Corona-Ferien für die Kinder ein unvergessliches Erlebnis- sie geniessen nämlich die Familienzeit wahnsinnig und bekommen die ganze Panik gar nicht wirklich mit.
Corona - Entertainment für die Kleinsten

Natürlich variieren die Interessen und Fähigkeiten von Kind zu Kind und von Alter zu Alter. Schätzen sie selbst ab, zu was ihr Kind schon fähig ist und was noch zu gefährlich ist.

Dienstag, 24. März 2020

So gelingen Videokonferenzen bei Fernunterricht

Fernunterricht landauf, landab. Wir Lehrer sollten mit den Kindern in Kontakt bleiben, täglich mit ihnen sprechen. Da drängen sich Videoanrufe oder gar Videokonferenzen direkt auf. Sie sind aber auch sehr anspruchsvoll, sowohl technisch als auch didaktisch, wie die Rückmeldungen in einer leicht chaotische Diskussion gestern Abend in unserem virtuellen Lehrerzimmer bestätigt haben.

Die Autoren der sehr empfehlenswerte Seite www.lernentrotzcorona.ch der Pädagogischen Hochschule Schwyz haben eine Seite zusammengestellt mit allen möglichen Werkzeugen und bewerteen sie gleich: Funktionen, Einsatz in der Schule, etc. Da gibt es z.B. eine gute Software namens Jitsi, die aber bei mehr als 5 Personen ans Limit kommt. Toll für Kleingruppen, da niemand etwas installieren muss, aber... Und nicht vergessen: nicht alles, was machbar ist, ist auch wünschbar (und umgekehrt).


Muss man mir wirklich beim Sprechen zusehen können, oder genügt es einfach zu hören, was ich sage, und ich schalte die Kamera nur dann ein, wenn ich den Bildschirm teile, denn Bandbreite frisst das Bild?

Montag, 23. März 2020

Empfehlungen für ideenlose Eltern von Kindergartenkindern

Es gibt Eltern, die haben Ideen. Aber andere nicht. Was sollen sie mit ihrem Kind zu Hause tun? Deshalb sind sie dankbar, wenn sie von der Schule Hinweise und Ideen bekommen.

• Einmal das ganze Gesellschaftsspielregal durchspielen. Kindern ab ca 6 Jahren kann man auch ziemlich jedes «Erwachsenen»-Spiel beibringen, sie werden es lieben. Also auch Pokeren, Jassen, Black Jack, Schach, Backgammon… sollte alles möglich sein und macht doppelt Spass wenn man die Punkte aufschreibt und ein mehrtägiges abendliches «Corona-Turnier» draus macht.

• Einander Überraschungen basteln / kochen / backen / vorführen… So hat man ein paar Stunden Ruhe zum Vorbereiten und sicherlich eine fröhliche Enthüllung vor sich.

• Verkehrte Welt; Mal einen Tag alles anders machen; Dessert als erstes Essen, Kleider Tauschen, auf dem Boden essen, mit den Kleidern in die Badewanne – einen Tag lang alles «dürfen». Ihr Kind wird begeistert sein.

• Nach Draussen; Dekosachen für drinnen Sammeln – Blätter, Blumen, Tannzapfen. Einen Foto-Marathon.

Sonntag, 22. März 2020

Tägliche Online-Lektionen für Kinder zu vielen spannenden Themen

Das ist ein tolles Versprechen: Bis die Schule wieder losgeht soll es werktäglich eine halbstündige Lektion geben. Sie ist von Erwachsenen für Kinder gemacht. Aber nur um 9:00 Uhr - genau wie in der Schule: Wer zu spät kommt, hat den Unterricht verpasst. Es gibt keine Aufzeichnung.

Hinter der Seite https://www.schlaumeier.online stehen Eltern, die selber Kinder haben und diesen nun eine Struktur geben müssen. Frei nach demm Motto «Chumm, verzell!» erfahren die Kinder spannende Erfahrungen, spezielles Wissen und erlebte Abenteuer erzählt von Eltern, Grosseltern und andern Schlaumeiern, die das alles selber können und erlebt haben.

Die Zielgruppe sind Kinder des Kindergartens und der Primarschule, hauptsächlich 1. bis 4 Klasse, aber man kann auch in der 5. und 6. noch zuhören und interessantes erfahren. Weil alles direkt ist, können die Kinder auch Fragen stellen. Es ist aber keine Schule und deshalb auch nicht auf Schriftdeutsch, sondern auf Alemannisch (Schweizerdeutsch). Für Kinder aus der Deutschschweiz ebenso geeignet wie für solche aus Liechtenstein, dem Vorarlberg, Schwaben, Südbaden, dem südlichen Elsass und den italienischen Walsertälern.

Ein tolles Angebot in nicht besonders tollen Zeiten!

Samstag, 21. März 2020

Online-Lernmodule für Quarantänen-Schulen mit Fernunterricht

Zwei grosse kommerzielle Anbieter stellen ihre Angebote ab sofort bis Ostern Schweizer Schulen gratis zur Verfügung: Profax online mit zwanzig Lernmodulen aus den Lernbereichen Deutsch, Mathematik, Geografie und Wahrnehmungsförderung und Twinkle mit rund 100 000 Arbeitsblätter auf Englisch, aber auch Deutsch.

Viel verlinktes Material und online Übungen, v.a. Primarschule (1.-6. Klasse), nach Fächern sortiert gibt es auch auf dieser Übersichtsseite: https://moderne-schulen.blogspot.com/p/interaktiv.html

Bei Profax muss man sich einfach auf profaxonline.com als Schule registrieren und für die Schulkinder ein Konto erstellen. Weitere Details findet man im Handbuch im Kapitel 7. Ich vermute, Profax hofft, dass der eine oder andere von uns dann so zufrieden ist, dass er nach der Krise zu den zahlenden Kunden wechselt, was ja durchaus legitim ist.  

Twinkle ist ein britischer Arbeitsblätteranbieter. Neben Arbeitsblättern gibt es auch Präsentationen und dergleichen. Vieles ist auf Englisch, aber manches auch auf Deutsch, Französisch, etc. Schulen, Lehrer, aber auch Eltern können auf der Seite www.twinkl.co.uk/offermit dem code CHETWINKLHELPS ein Einmonatsabonnement bestellen und während dieser Zeit soviel der 100 000 Arbeitsblätter benutzen, wie sie brauchen.

Freitag, 20. März 2020

Beschäftigung zu Hause für Kindergärtler

• Kochen. Das Kind überall mit einbeziehen; das Rezept heraussuchen, rüsten, anrichten, kochen, Tisch decken, «bedienen». Machen Sie einen Event daraus; Kochen Sie einen Mehrgänger, mit Servietten und Dekoration, wie im Restaurant, ein richtiges Dinner eben.
Kochen Sie neue Dinge, Googeln Sie Rezepte, Kochen Sie Ideen und Tricks aus dem Internet nach, filmen Sie mit den Kindern ihre eigene Kochshow, Lassen Sie die Kinder ihre eigenen Menüs erfinden, kochen sie verkehrt (Frühstück zum Nachtessen und andersrum)… entdecken Sie die Küche neu.

• Backen; auch hier- probieren Sie aus, lassen Sie sich von den Kindern inspirieren, veranstalten Sie zum Verzehr des Gebäcks eine Teestube mit allen Puppen und Kuscheltieren im Haus, basteln Sie für das Gebackte schicke Verpackungen und legen Sie den Nachbarn eine Überraschung in den Briefkasten, machen sie eine Geisterparty mit imaginären Gästen (a la Dinner for one)…

• Haushalt, Aufräumen, Wäsche. Machen Sie ein Spiel draus, lassen Sie ihr Kind mitmachen, machen Sie eine Wäsche-Falt-Fabrik oder eine Putzparty, eine Putzolympiade mit Punkte pro erledigter Aufgabe, wer gewinnt darf am Abend das Fernsehprogramm aussuchen. Laute Musik hilft immer, nach einer Putzrunde mit viel Rumgehüpfe ist der Bewegungsdrang auch für ein Weilchen gestillt.

• Ausmisten; Die Kinder dürfen mit all ihren Spielsachen eine Auslegeordnung/Flohmarkt/Ausstellung veranstalten, dann wird entschieden was schon lange weg sollte. Die Kinder werden alleine mit Aufstellen den halben Tag beschäftigt sein! Eine Modenschau mit dem gesamten Kleiderschrankinhalt, einander Outfits zusammenstellen – und so auch gleich aussortieren was schon lange zu klein ist… Den chaotischsten Schrank komplett ausräumen und neu einräumen, Schuhe / Bücher / DVDs / Shampooflaschen / Esswaren etc nach Farbe oder Grösse sortieren und Aufstellen…

• Kunst; geht nicht nur auf Druckerpapier. Eine Rolle Packpapier, den Esstisch damit einpacken, und los geht’s mit dem neuen Tischtuchdesign. Funktioniert mit allen Farben, die im Haus herumliegen. Auch mit alten Verpackungen und Kartons lässt sich viel anstellen; bauen, füllen, anmalen… Salzteigrezept aus dem Internet suchen, Mehl und Salz sollte ja inzwischen genug vorhanden sein, und kneten was das Zeug hält.

Donnerstag, 19. März 2020

Grosse Unterstützung für Schulen mit Fernunterricht

Niekao ist ein kleiner Lermittelverlag aus Deutschland. Irgendwann begann eine seiner Autoren, Stefanie Kiel, den Unterrichtsstoff für ein aufbauendes Nachhilfelermittel für Eltern und Grosseltern aufzuarbeiten. Diesen Elternladen kennt fast niemand, weil Niekao kein Werbebudget hat.

Nun sind alle Schulen geschlossen und wir müssen irgendwie Fernunterricht anbieten. Deshalb hat Stefanie Kiel kurzerhand beschlossen, ihre Lehrmittel im Moment gratis anzubieten. Es gibt den Unterrichtsstoff Mathematik für die 1. Klasse.

Ausserdem sind etwa vierzig Freiarbeits-Artikel zur Zeit für 0.00 zu haben. Die Rubrik "Sachunterricht" sieht im Moment wie eine Wühlkiste aus, aber im Moment ist es wohl wichtiger, das elektronische Materialien zur Verfügung stehen, als dass sie zuerst  über die nächsten Tage feiner einsortiert werden.


Es lohnt sich auch ein Blick bei Niekao für Schulen. Dort gibts zwar nichts gratis, aber zu durchaus fairen Preisen - und direkt herunterladbar.

Sonntag, 15. März 2020

Vorbereitungen für den Fernunterricht am Montag

Voilà, was ich den Eltern meiner Schulkinder heute früh zum Morgenessen sandte. Vielleicht lege ich etwas gar viel Wert auf Struktur. Es sei jedoch angemerkt, dass ich in einer Kleinklasse mit Kindern mit besonderem Betreuungsaufwand unterrichte, die in den Regelklassen trotz Integrationsmassnahmen keinen Platz finden. Und vier Wochen sind eine lange Zeit - und wer weiss, ob es nicht am Schluss sogar vier Monate werden? Zumindest eine Sonntagszeitung stellt diese Vermutung heute in den Raum. Das ist natürlich Öl aufs Feuer der verunsicherten Bevölkerung.




Liebe Eltern

Sie haben es aus den Medien vernommen oder im Brief der Schulleitung gelesen: Der Schulunterricht in der Schule fällt aus bis zu den Frühlingsferien. Die Schulpflicht hingegen bleibt bestehen. Die Schulen stampfen nun übers Wochenende Fernunterricht aus dem Boden. Wie das im Detail vor sich geht erfahren Sie am Montag und am Dienstag. Erlauben Sie mir bereits jetzt ein paar Worte zuvor:

Fernunterricht mit so jungen Kindern ist eine Herausforderung, mit Kindern, die eine so enge Betreuung erfordern wie das Ihre noch viel mehr. Das allerwichtigste für Ihr Kind ist, dass es ab Montag wieder eine klare Struktur hat - so wie an den Schultagen. In der Schule ist unser Stundenplan im Prinzip immer gleich: Singen-Englisch-Rechnen-Deutsch-Sachunterricht (Rest am Nachmittag). Wie das nun zu Hause aussieht, kann ich Ihnen nicht fixfertig vorgeben. Ich empfehle Ihnen jedoch einen Stundenplan schriftlich festzuhalten. Mit Worten oder vielleicht auch Zeichnungen. Zeichnungen und Pläne helfen den Kindern bei der Orientierung. Bei Autisten noch viel mehr. Das allerwichtigste jetzt ist, dass Ihr Kind auch jetzt eine für ihns erkennbare klare Struktur hat.

Als Eckpunkte mögen gelten:
  • Ihr Kind bekommt von der Schule Aufgaben, die es zu Hause lösen muss und dann uns abgeben.
  • Zu den Stundenplanzeiten stehen [die pädagogische Mitarbeiterin] und ich für Fragen zur Verfügung.
  • Wir planen aber auch immer wieder Unterrichtssequenzen z.B. über Skype, Telefon oder andere Kanäle. Das heisst, Ihr Kind muss zu den Stundenplanzeiten Arbeitszeit eingeplant haben. Und erreichbar sein.
  • Es ist nicht sinnvolle, den Kindern nun nur ein paar Links zu schicken und sie täglich vier Stunden am Bildschirm arbeiten lassen. Erfahrungen aus den USA zeigten, dass das sehr schlecht ist.
  • Als Faustregel  könnte gelten: maximal 20 min Arbeit am PC, mindestens 20 min etwas anderes, 20 min Pause, spielen, ...
  • Ihr Kind braucht für die kommenden Wochen (mindestens 4) einen Arbeitsplatz ohne Bildschirm, wo es lesen, schreiben, basteln, schneiden, kleben, ... kann. Schreibzeug, Farben, Massstab, Leim, Papier. (auch ein Vorrat an anderem Material wie leere Eierschachteln, Toilettenpapierrollen, leere Schachteln, und Schächtelchen [auch Lebensmittelpackungen] ist immer gut)
  • Achten Sie darauf, dass die bisherigen Regeln betreffend Bildschirmzeit auch jetzt zu Zeiten von "Schule zu Hause" gelten (wie lange, ab wann frühestens, etc.) - Kommunikation mit der Schule und Schulaufgaben natürlich ausgenommen. Wenn Sie das Gefühl haben, es werde zuviel, dann schränken Sie ein und melden sich bei mir.
  • Planen Sie Pausen ein.
  • Planen Sie Zeit draussen ein. (Das kann auch sein, dass Ihr Kind mit Ihnen und einem Einkaufszettel, nach ein paar Tagen auch alleine für Sie einkaufen geht.)
  • In der Schule decken die Kinder den Tisch*. Dazu gehört auch das Abräumen und den Tisch abputzen. Das können Sie zu Hause übernehmen.
    * In der Schule gilt wie im Restaurant: "von links nach rechts Serviette, Gabel, Teller, Messer, Glas. Gemeinsam anfangen. Am Tisch bleiben bis alle fertig."
  • Planen Sie Zeit für Gesellschaftsspiele* ein. Im Laufe der Zeit werden Sie wohl noch das eine oder andere von uns bekommen.
    * Sich an Regeln halten, aushalten, dass man gewinnt und verliert, miteinander Zeit verbringen... Eile mit Weile, Leiterlispiel, Uno Junior, Memory sind die vier, die wir in den Sportferien gespielt haben bis zum abwinken und zwar über drei Generationen: Grosseltern, Eltern, Kinder [das war noch vor der Quarantäne]. Halma, Mühle, Mikado [ganz gut für die Feinmotorik], ... einige Kinder spielten eine Zeit lang Schach in der Schule. Und dann gibt es sicher noch die Favoriten Ihrer Familie.
  • Falls Ihr Kind ein Instrument spielt, planen Sie tägliches Musizieren ein (falls noch nicht der Fall)
  • Täglich lesen. (Weitere Informationen folgen) Hat Ihr Kind Bücher? Müssen am Montag welche in der Bibliothek ausgeliehen werden?
  • Sport (das ist das einzige Schulfach mit eidgenössischen Vorschriften (aus den 1940ern, weil die Armee sportliche Rekruten braucht!), der Rest ist kantonal): Velo fahren, vor dem Haus Ball spielen, in den Wald gehen, Ihr Kind an Ihren sportlichen Aktivitäten beteiligen (z.B. wenn Sie joggen gehen oder täglich schwimmen im See wie mein Nachbar). Alles was mehr als 25 min dauert. Möglichst täglich.

Grundsätzlich ist der Fernunterricht für Ihr Kind bestimmt und nicht für Sie. Aber je nach Alter und Selbständigkeit braucht Ihr Kind natürlich gewisse Unterstützung bei der Umsetzung. Fachliche Unterstützung hingegen (erklären, nochmals erklären, zeigen wie es geht, etc.) geben wir soweit es die technischen Möglichkeiten ermöglichen. Ebenso die Planung. Wenn Sie weiter oben Punkte wie Tisch decken, einkaufen gehen, Gesellschaftsspiele gesehen haben, müssen Sie nicht Angst haben, dass Ihr Kind deswegen den Anschluss verpasst. Im Einzelunterricht benötigen die meisten Kinder weniger Zeit.

Freundliche Grüsse
[Name]
Klassenlehrer

PS. Sobald ich vom Schulsekretariat die Angaben habe, über welche Kanäle Sie und Ihr Kind gerne kontaktiert werden wollen und können, werde ich mich an diese Liste halten. Welche Kanäle sich am besten bewähren, wird sich hoffentlich bald zeigen.

PPS. Soweit Sie mich über den familieninternen Stundenplan/die Tagesstruktur Ihres Kindes informieren, oder über andere wichtigen Dinge, wie z.B. Betreuung durch andere Personen, da Sie arbeiten, können wir bei Einzeltraining zeitlich darauf Rücksicht nehmen, resp. das soweit möglich einplanen.

Samstag, 14. März 2020

Falls die Schule geschlossen wird

"Falls die Schule geschlossen wird" heisst eine Nachricht, welche die Logopädin gestern Mittag versandte. Natürlich kann sie, wenn sich alles eingespielt hat, per Telefonkonferenz Einzelunterricht, resp. Therapiestunden geben.

Bis dann und parallel dazu gab sie die folgenden Hinweise:
  • Alle Kinder, die Zugang zu Dybuster Orthograph (Legasthenie) und Dybuster Calcularis (Diskalkulie) haben, sollen nach Möglichkeit während einer Quarantäne oder Schliessung der Schule täglich 20min Orthograph und/oder Calcularis üben. Sie werde das dann von zu Hause aus kontrollieren ob und wie geübt wird und wenn notwendig sich mit den Eltern in Verbindung setzen, welche Module geübt werden soll, was sinnvoll ist und was weniger.
  • Ausserdem sollen die Kinder
    • Bücher lesen, 
    • Brett- und Kartenspiele spielen.
Mit Calcularis arbeite ich auch punktuell. Es ist ein ausgefeiltes Programm. Insofern gewöhnungsbedürftig, dass ich als Lehrer nichts einstellen kann. Es beginnt bei null und passt sich immer automatisch dem Lernfortschritt und den Fehlern des Kindes an.

Die beiden "Ausserdem"-Punkte sind ja wohl nicht nur für Logokinder gedacht...

Freitag, 13. März 2020

In Zeiten grosser Verunsicherung

Im Mai 1940 herrschte in der Bevölkerung grosse Verunsicherung. Jeden Tag erwarteten die Schweizer einen deutschen Einmarsch. Wer es sich leisten konnte, reiste in die Innerschweiz ins sogenannte Réduit. Läden wurden leergekauft. Strassen und Bahnen waren überfüllt.

An diese dramatischen Erzählungen aus dem Geschichtsunterricht erinnerte ich mich heute mehrmals. Denn heute in der früh gab es die Devise: Bei Schulschluss müssen die Kinder alle Schulbücher mit nach Hause nehmen (und am Montag wieder bringen, falls die Schule dann noch offen sei). Betreffe es nur unsere Schule oder den ganzen Kanton? wollte ich wissen. Er erwarte einen Beschluss der Bildungsdirektion (Ministerium), das beträfe dann alle, antwortete der Schulleiter. Um 15:30 erfuhren wir es dann per Pressekonferenz, an der mehr als die Hälfte des Bundesrates (Minister) die Schliessung aller Schulen landesweit ankündigten. Schliessung der Schulen, jedoch nicht Absage des Unterrichts, wie präzisiert wurde. Kurz später meldet sich dann die Bildungsdirektion mit einer Verlängerung der Quarantäne um vier Tage. So geht es bis Ostern und dann folgen ja zwei Wochen Ferien.

Ich packte, soviel ich tragen konnte und fuhr in einem leeren Bus nach Hause. Bis am Montag um acht Uhr muss ich nun Fernunterricht aus dem Boden stampfen...