Montag, 29. Februar 2016

Schule muss begeistern

Mosaikschulen gelten als Schulen der Zukunft. Ein cleveres Konzept für Sekundarschulen mit altersdurchmischtem Lernen fördert die Selbständigkeit der Kinder und bereitet sie optimal auf die Berufsausbildung vor.

Das Fernsehen besuchte für seinen Vergleich eine äusserst klassische Schule aus. Doch der Vergleich zeigt vor allem eines - und Lehrer Hanspeter Amstutz sagt es auch im Beitrag: Gute Schule gelingt dann, wenn sie es schafft, die Kinder zu begeistern.



Und als Nachtrag: Selten sieht man so engagierte Lehrer; logisch, dass sich die Kinder da begeistern lassen. Auch ein Erfolgsfaktor.

Montag, 22. Februar 2016

Fehlende Gerechtigkeit führt zu Streit

Fehlende Gerechtigkeit führt oft zu Streit. Deshalb ist es wichtig, dass die Kinder in der Schule den Umgang mit Streit kennen. Natürlich gibt es dafür kein Patentrezept. Ein kleines Mini-Lük-Heft setzt genau dort an. Es ist zwar für Kinder der zweiten und dritten Klasse verfasst, aber auch meine Viertklässler haben gerne damit gearbeitet. Es war vielleicht etwas einfach, aber so konnten wir uns mehr auf den Inhalt, Lösungsstrategien und Gefühle konzentrieren.

Das Heft regt die Kinder auf spielerische Weise an herauszufinden, auf was es ankommt, einen Streit für beide Seiten zufriedenstellend und friedlich beizulegen. Die eigenen Gefühle spielen da eine große Rolle. Zuerst muss man sie wahrnehmen und dann auch noch benennen können. Erst dann kann man einfühlsam mit seinem Gegenüber umgehen. Die Bereitschaft über das Streithema zu sprechen und dabei seine Wünsche und Gefühle auszudrücken sind die nächsten Schritte. Gemeinsam kann dann nach einer Lösung gesucht werden.

All' dies können Kinder mit Hilfe des  Mini-Lük-Heftes üben. Obwohl die einzelnen Themen hervorragend gestaltet und für Kinder dieses Alters nachvollziehbar sind, lohnt es sich, wenn ein Erwachsener dabeisitzt und das Kind begleitet - nicht beim Lösen der Aufgabe, wohl aber beim vertiefen, wozu sich die kindgerechten Illustrationen gut eignen.

Das Heft Streit! Und dann? : Richtig streiten und versöhnen - Hilfe und Anleitungen  von Susanne Kopp kann in der lokalen Buchhandlung bestellt werden. ISBN 978-3-8377-4301-2.


Alle erschienenen Beiträge in dieser Serie:
  1. Was ist gerecht?
  2. Was ist gerecht? (Fabel)
  3. Der Lehrer ist nicht nett. 
  4. Individualisierung ist ein Menschenrecht
  5. Nochmals: Was ist gerecht?
  6. Fehlende Gerechtigkeit führt zu Streit

Montag, 15. Februar 2016

Nochmals: Was ist gerecht?

Ich stellte die Frage im Januar: Was ist gerecht? Dabei erinnerte ich mich an eine Karrikatur aus dem Jahre 1976. Eine Woche später erinnerte sich eine Kollegin an eine dazu verfasste curriculäre Fabel. Erstklässler haben sich Gedanken dazu gemacht und ebenso ein Kommentator.

Meine Schulkinder haben folgendes notiert:
Es ist ungerecht, weil nicht alle klettern können.
Es ist ungerecht, weil er schwer ist.
Es ist ungerecht, weil er fliegen kann.
Es ist ungerecht, weil er im Wasser lebt.
Es ist ungerecht, weil er keine Katze ist.
Es ist ungerecht, weil der Elefant viel zu schwer ist.
Es ist ungerecht, weil der Fisch ersticken würde.
Es ist ungerecht, weil der Affe das prima kann.
Es ist ungerecht, weil der Vogel nur zwei Beine hat.
Es ist ungerecht, weil der Marabu auch nur zwei Beine hat.
Der Hund kann bellen, aber nicht klettern.
Der Seehund kann tauchen, aber nicht klettern.
Der Fisch kann schwimmen, aber nicht klettern.
Der Vogel kann fliegen, aber nicht klettern.
Nur der Affe kann klettern.



Bereits erschienene Beiträge in dieser Serie:
  1. Was ist gerecht?
  2. Was ist gerecht? (Fabel)
  3. Der Lehrer ist nicht nett. 
  4. Individualisierung ist ein Menschenrecht
  5. Nochmals: Was ist gerecht?
  6. Fehlende Gerechtigkeit führt zu Streit

Montag, 8. Februar 2016

Individualisierung ist ein Menschenrecht

Die 1976 in der Zeitschrift "Die Grundschule" veröffentlichte Karikatur Hans Traxlers, welche die letzten Beiträge illustriert hat - und auch diesen Artikel, zählt zu den meistverbreiteten Karikaturen der 1970er-Jahren.


Corredor  schrieb über dreissig Jahre später zu dieser Karikatur unter anderem (Auszüge aus dem Kommentar; der ganze Text ist verknüpft):

Selbst wenn man davon ausgeht, daß – im Prinzip – alle alles lernen können (wenn auch diese unbestimmt allgemeine Fähigkeit immer nur konkret, also historisch bedingt, existiert), dann kann mit dieser Voraussetzung nicht nur eine Gesamtschule für alle, sondern auch eine volle Integration auch behinderter Schüler gut begründet werden. Aber auch das hat mit einer Individualisierung des Unterrichts nichts zu tun. Die Forderung nach Individualisierung (nicht: Differenzierung!) bliebe nach wie vor moralisch.
Nur weil die Individualisierung des Lernens als eine unvermeidbare Tatsache angesehen werden muß, ist die Forderung nach einer Individualisierung des Unterrichts nicht nur legitim, sondern ein Menschenrecht. Aus zwei Gründen. Weil alle Menschen Individuen sind, einmalig, unverwechselbar, nicht austauschbar und nicht teilbar, besitzen sie auch die allgemeine Lernfähigkeit, alles lernen zu können, in individuell einmaliger Form – und dies als eine unverlierbare, genetisch fixierte Anlage, die sie selbst spätestens von Geburt an im Gebrauch zunehmend individualisieren und konkretisieren.
Diese Individualisierung beruht auf der ebenfalls genetisch fixierten Notwendigkeit, nur das zu lernen, was persönlich sinnvoll ist. Schon Tiere lernen – selbst in der Dressur – nur das, was biologisch sinnvoll für sie ist. Erst recht für Menschen gilt der Sinnbezug als unverzichtbares Kriterium für das Lernen – welcher Inhalte auch immer. Persönlicher Sinn kann aber nicht vermittelt werden.Sinngebung (bzw. Sinnbildung) ist eine unhintergehbare individuelle Leistung.
Dann aber können nicht zwei Menschen dasselbe auf dieselbe Weise lernen, geschweige denn eine ganze Schulklasse! Jeder Unterricht überfordert sich hoffnungslos, der das auch nur versucht. Und wenn nachweislich doch gelernt worden ist, dann – wie Luhmann sagt – „trotz des Unterrichts“. Die Individualisierung des Unterrichts besteht so gesehen in der Hilfestellung zur persönlichen Sinngebung (bzw. Sinnbildung) jedes einzelnen Schülers.

Alle erschienenen Beiträge in dieser Serie:
  1. Was ist gerecht?
  2. Was ist gerecht ? (Fabel)
  3. Der Lehrer ist nicht nett.
  4. Individualisierung ist ein Menschenrecht
  5. Nochmals: Was ist gerecht?
  6. Fehlende Gerechtigkeit führt zu Streit


Montag, 1. Februar 2016

Der Lehrer ist nicht nett.

(Hans Traxler, 1976)
Erstklässler einer österreichischen Schule haben sich Hans Traxlers Karikatur angeschaut und unter anderem die folgenden Aussagen gemacht:

  • Der Elefant kommt nicht auf den Baum.
  • Der Vogel ist stolz, weil er rauffliegen kann.
  • Der Elefant ist viel zu schwer. Da bricht der Baum nur zusammen.
  • Der Fisch kann nicht klettern.
  • Der Lehrer ist nicht nett. 
  • Für den Affen ist das Klettern leicht.
  • Der Lehrer weiß, daß manche Tiere nicht auf den Baum klettern können. Er ist nur zu dem Affen nett.
  • Der Fisch sagt: "Ich kann nicht hinaufklettern. Ich brauche Wasser."
  • Hund: Wie soll ich da hinaufkommen?
  • Lehrer: Wollt ihr nicht alle das Klettern lernen?
  • Der Mann stellt ihnen eine blöde Aufgabe.
  • Die Robbe kann sowieso nicht hinauf, sonst reißt sie sich die Flossen auf. Sie sagt: "Ich rutsche dauernd ab."
  • Beim Elefanten fällt der Baum um.
  • Der Vogel braucht gar nicht klettern. Er kann fliegen.
  • Der Fisch kann nicht aus dem Wasser, sonst wird er tot.
Interessant sind meines Erachtens, dass die Kinder nicht nur die Möglichkeiten der Tiere erörtern, sondern auch die drei Kommentare über den Lehrer. Er sei nicht nett, wird gesagt, und er stelle eine blöde Aufgabe. Blöd deshalb, weil er wisse, dass manche Tiere die Aufgabe schlicht nicht lösen könnten.

Und wie halten wir es in unserem Schulzimmer? Sind wir nett oder nicht nett? Stellen wir blöde Aufgaben oder schlaue? Verlangen wir Dinge von unseren Kindern, bei denen es sonnenklar ist, dass sie die Aufgabe nicht lösen können?


Bereits erschienene Beiträge in dieser Serie:
  1. Was ist gerecht?
  2. Was ist gerecht ? (Fabel)

  3. Individualisierung ist ein Menschenrecht