Montag, 26. September 2016

Leistungen und Fähigkeiten belohnen

In Grossbritannien war das staatliche Bildungssystem der Nachkriegszeit in den 1960er-Jahren in Verruf geraten, weil aufeinanderfolgende Regierungen die Sekundarschulen mit Grundansprüchen oder handwerklicher Ausrichtung finanziell und pädagogisch vernachlässigten. 1965 wurden dann fast alle Mittelschulen in Gesamtschulen umgewandelt, sogenannte Comprehensive Schools. Ihre Qualität galt als so schlecht, dass wer es sich leisten kann, seine Kinder in Privatschulen schickt. Dies sind immerhin 7 Prozent aller Schüler.

Die Gymnasien, Grammar Schools genannt, verschwanden aber nicht vollständig von der Bildfläche. In einigen Schulbezirken überlebten sie alle Reformen der letzten Jahrzehnte und erfreuen sich hoher Popularität unter Eltern im Gegensatz zu Bildungspolitikern und Erziehungsexperten. Derzeit existieren landesweit noch 163 Grammar Schools, die von 5 Prozent aller Sekundarschüler besucht werden. Aber seit 1998 war es den Schulbehörden explizit verboten, neue Grammar Schools zu eröffnen.

Das soll sich nun ändern. Premierministerin Theresa May will dies nun ändern. Schulische Selektion fördere die Meritokratie, also eine Gesellschaft, die nicht Privilegien belohne, sondern Leistungen und Fähigkeiten.

Montag, 19. September 2016

Lehrplan vs. Erziehungsdirektion

Schweizer Schulschrift
(CC-BY-SA-3.0 Adrian Michael)
In Deutschland wurde lange darüber gestritten, ob nun die Vereinfachte Ausgangsschrift oder die Lateinische Ausgangsschrift besser sei. Nach der Wiedervereinigung kam dann noch die ostdeutsche Schulausgangsschrift dazu. Heute koexistieren alle drei nebeneinander.

In der Schweiz gab es während all' dieser Jahre die 1947 eingeführte Schweizer Schulschrift, genannt Schnürchenschrift, die der Lateinischen Ausgangsschrift ähnelt. Daneben wurde 2006 eine "Basisschrift" entwickelt, die auf der Druckschrift basiert.

Das Ziel des Schreibunterrichts an der Schule war, ist (und wir es auch mit dem Lehrplan 21 bleiben), dass die Kinder am Ende der obligatorischen eine leserliche Handschrift haben, die sie flüssig und zügig schreiben können. Nur, wie man dieses Ziel erreicht, darüber streiten sich die Götter, respektive die Erziehungsdirektoren. Fast zeitgleich haben die zwei bevölkerungsreichsten Kantone die paraktische Umsetzung beschlossen - gegensätzlicher könnte sie nicht sein:

  • Im Kanton Zürich können die Lehrer alle selbst erstellten Unterlagen fortwerfen und neu anfertigen, denn in diesem Kanton kann/darf eine leserliche Handschrift nur auf Grundlage der Basisschrift erlernt werden.
  • Im Kanton Bern hingegen ist nicht der Weg das Ziel, sondern führen viele - oder zumindest zwei - Wege nach Rom: Der Lehrer entscheidet sich entweder für die Schulschrift oder die Basisschrift.
Dank dem Föderalismus und der kantonalen Schulhoheit bleibt wenigstens einigen Kollegen die Methodenfreiheit unangetastet.

Montag, 12. September 2016

Kleine Schulen

(CC BY-SA 3.0 Marcus Cyron)
Nach meinen guten Erfahrungen (und auch entsprechenden Beobachtungen) mit kleinen Schulen mit vielleicht 100 bis 150 Schulkindern, frage ich mich oft, weshalb heute weiterhin großen Schulhäuser so hoch gehalten - schlimmer noch, gebaut werden?

Hartmut Glänzel vermutet, dass große Einheiten in den 1970er-Jahren notwendig waren, um Fachräume sinnvoll und ökonomisch nutzen und überhaupt Mediotheken und Bibliotheken in Schulen einrichten zu können. Auch hatte man damals vielleicht noch nicht genügend Vorstellungen davon, dass Differenzierung ja auch innere Differenzierung heißen kann. Heutzutage - wo bedingt durch das Internet - jede kleinste Einrichtung mit der Welt verbunden ist und ihre Schüler mit den neuesten und aktuellsten Informationen versorgen kann, scheint eher die Größe einer Schule ein alter pädagogischer Zopf zu sein.

Bei sinkenden Schülerzahlen werden auch heute weiterhin Schulen geschlossen, zusammengelegt, zentralisiert. Dabei geht es auch anders. Im Fricktal zum Beispiel wurden sehr wohl die kleinen Dorfsekundarschulen organisatorisch zusammengelegt, jedoch unter Beibehaltung der bisherigen kleinen Schulhäuser. So hat heute ein Dorf die Oberschule, das andere die Real- und das dritte die Realschule. Mit dem Velo sind die Kinder rasch im Nachbarort. Lange Busfahrten in den Bezirkshauptort können so vermieden werden, es gibt vernünftige Klassengrössen und die Schulen bleiben den Dörfern erhalten.

In Brandenburg hat man im Grundschulbereich mit der Aktion "Kleine Schule" diesen Schulschließungen teilweise entgegengesteuert. Die Erfahrung aus dem Fricktal, wie auch von Freinet-Pädagogen in Berlin zeigt, dass die kleine Schule auch in der Sekundarstufe möglich ist - und das ganz ohne Qualitätseinbußen, ja vielleicht sogar im Gegenteil.

Montag, 5. September 2016

Effiziente Fremdsprachenlektionen mit Envol oder jedem anderen Lehrmittel

Zwei meiner Buben sind nun in der 5. Klasse und in der Regelklasse hätten sie nun Französischunterricht. Das kann ich ihnen auch in der Förderklasse anbieten. Wir arbeiten mit dem wirklich guten Lehrmittel Envol, das nur einen Haken hat: Eigentlich sollte man dafür drei Wochenlektionen zur Verfügung haben und nicht nur deren drei. Alles unten Gesagte kann man aber auch mit anderen Lehrmitteln und anderen Fremdsprachen anwenden.

Effizient mit Envol arbeiten
Doch mit einigen Tricks aus der freien Wirtschaft, lässt sich sehr gut mit Envol mit zwei Wochenlektionen arbeiten. Dies ist meine Erfahrung aus Regelklassen.
  • Outsourcing Musik: Alle französischen Lieder werden in den Singstunden eingeführt. Im Sprachunterricht dann nur noch zum Einstieg oder zur Rhythmisierung gezielt gesungen. In Mehrklassenabteilungen (ich unterrichtete einmal eine gemischte 4./5.) haben die 4.-Klässler haben problemlos mitgemacht; wir singen ja auch hebräische, englische, spanische Lieder.
  • Wortschatz auslagern: Den Lernwortschatz habe ich durch die Anzahl Schulwochen geteilt. Das ergibt Pakete von 12-15 Ausdrücken (in der 6. Klasse manchmal etwas mehr). Das kann ich unmöglich in den beiden Wochenlektionen seriös mit den Kindern einüben. Regelmässig üben wir üben, aber die Wörter müssen sie zu Hause lernen. Mit Audiodateien können die Kinder zu Hause Wörter üben, auch wenn niemand bei der Aussprache helfen kann: Die Wörter genau angeben (im Arbeitsheft im Anhang mit Bleistift anzeichnen). Die Kärtchen aus dem Fichier (Karteikasten) heraussuchen. Täglich als Hausaufgabe vorgeben und dann auch abzufragen. Damit dies kein grosser Zeitaufwand mit sich bringt, frage ich immer 6 Ausdrücke ab, ca. 3 F➳D und ca. 3 D➳F, wobei auf französisch die Rechtschreibung zählt, auf deutsch jedoch nicht. Punkte als Bruch draufschreiben (x von 6), unterschreiben lassen, fertig. Eltern und Kinder denken, dass ⅚ eine 5 (in der Schweiz heisst das gut) ist... In der Tat errechne ich nur eine Note jeweils am letzten Tag vor allen Ferien. Das gibt drei Vocinoten pro Zeugnis.
All' das kann man mit jedem beliebigen Lehrmittel umsetzen und in jeder Fremdsprache, sei es nun französisch, englisch, russisch, spanisch, italienisch oder was auch immer.


Mehr zu Französisch in der 5. Klasse / 1. Lernjahr
Interaktive Übungen zu Envol 5: https://moderne-schulen.blogspot.ch/p/envol-5.html 
Interaktive Übungen zu Envol 6: https://moderne-schulen.blogspot.ch/p/envol-6.html da müsste noch jemand mithelfen
Interaktive Übungen Französisch allgemein: https://moderne-schulen.blogspot.ch/p/francais-franzosisch.html

Mehr zu Englisch in der Primarschule

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