Montag, 27. Oktober 2014

Zu grosse Klassen überfordern Lehrer

Gestern berichtete die Sonntags-Zeitung über das belastende Klima an der Volksschule: Zeitdruck, verhaltensauffällige Schüler und komplizierte Eltern brächten in der Schweiz tausende Lehrer an den Rande eines Burn-outs. Erstmals zeigt eine schweizweite Erhebung, wie gestresst die Lehrer sind. Laut der Nationalfondsstudie der Fachhochschule Nordwestschweiz ist jeder dritte Volksschullehrer stark Burn-out-gefährdet.
Alleine auf der Oberstufe sind mehr als 10'000 Lehrer betroffen. Sie kommen auch in der Freizeit nicht mehr zur Ruhe und geben an, oft oder immer müde, schwach und krankheitsanfällig zu sein. 20 Prozent der Befragten fühlen sich «ständig überfordert» und fast ebenso viele sind mindestens einmal wöchentlich von depressiven Verstimmungen geplagt. Frauen und Teilzeitlehrer mit hohem Pensum sind am meisten gefährdet.
Präsentismus und Perfektionismus
Grund dafür ist laut Studienautorin Doris Kunz von der Pädagogischen Hochschule Nordwestschweiz die Doppelbelastung. «Beide Gruppen sind ausserberuflich oft stark eingespannt, Frauen in der Regel mit der Kinderbetreuung», sagt sie gegenüber der «SonntagsZeitung». Keine Rolle spielt hingegen die Berufserfahrung. Auch in den verschiedenen Sprachregionen zeigen sich keine Unterschiede.
Die Ursachen für den chronischen Stress sind vielfältig. «Lehrer neigen zu Perfektionismus», sagt Barbara Zumstein, Leiterin der Beratungsstelle für Lehrpersonen in Luzern. Viele würden auch dann weiterarbeiten, wenn sie eigentlich nicht mehr können. Ein zweites Schlagwort ist laut Zumstein der «Präsentismus». «Wenn eine Lehrperson mal kurzfristig fehlt, ist gleich eine ganze Klasse von Kindern betroffen», sagt sie. Deshalb gingen Lehrer auch dann zur Arbeit, wenn sie gesundheitlich angeschlagen seien.
Reduktion auf 26 Wochenlektionen
Die vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) mitfinanzierte Studie schreckt Experten auf. Christoph Eymann, Präsident der kantonalen Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK), warnt im Interview vor den Folgen: «Viele Lehrer sind heute emotional so stark belastet, dass dies negative Auswirkungen auf den Berufsalltag und damit die Schüler hat.» 
Der Schweizer Lehrerverband (LCH) schlägt seit längerem Alarm. Laut Präsident Beat Zemp sind die Folgen der Überbelastung fatal: Ein vergiftetes Schulklima und verminderter Lernerfolg der Schüler. Er verlangt jetzt eine Beschränkung der Klassengrössen auf 22 Schüler und eine Reduktion der Wochenlektionen auf höchstens 26 pro Lehrer. «Nur so können wir den zusätzlichen Aufwand für die Betreuung mindern und Spitzenbelastungen von bis zu 55 Stunden pro Woche vermeiden.»
Im Kanton Zürich haben es die Stimmbürger im November in der Hand. Dann stimmen sie nämlich ab über die Kantonale Volksinitiative: «Mehr Qualität im Unterricht dank kleinerer Klassen (Klassengrössen-Initiative)».

Montag, 20. Oktober 2014

Klassengrösse bestimmt Integrationserfolg

Schon Erstklässler
oder noch Kindergärtler?
Es ist schon einige Jahre her, als ich in einem kleinen Dorf im Unterland unterrichtete. Bei einem Bub war nicht klar, ob er schon schulreif sei, ein typischer Fall für die Einschulungsklasse (Kleinklasse A, in der in zwei Schuljahren der Unterrichtsstoff der ersten Klasse behandelt wird). Nur, in besagtem Dorf gab es keine Kleinklassen. Sollte man nun einen knapp schulreifes Kind täglich mit dem Postauto in den nahen Bezirkshauptort schicken? Die Schulpflege entschied sich für eine integrative Lösung, bevor alle davon sprachen. In jenem Jahr gab es dreissig Erstklässler und entsprechend eine ganze Zwanzigerklasse (mit teilweisem Halbklassenunterricht) und ein halbe Abteilung mit zehn Kindern. Besagter Bub kam in die halbe erste Klasse und profitierte dadurch von "Halbklassenunterricht" während aller Lektionen. Damit wurde er nicht schneller oder schulreifer, es war mir aber möglich, ihn intensiver und besser seinen Bedürfnissen entsprechend zu betreuen. In den folgenden Schuljahren wurde aus der halben Klasse eine zweiklassige Abteilung, aber auch dann immer mit unterdurchschnittlich vielen Kindern. Dieses Beispiel zeigt, dass Integration gelingen kann, wenn dem Lehrer durch eine entsprechend kleine Klassengrösse genügend Zeit für das einzelne Kind zur Verfügung steht.

Montag, 13. Oktober 2014

Klassengrösse und Betreuungszeit

24 Kinder in der Klasse. Das gibt pro Kind weniger als zwei Minuten Zeit. Genau hundertzwölfeinhalb Sekunden. Das ist wenig. Sehr wenig. Wären es nur 18 Kinder, hätte ich immerhin statistisch gesehen zweieinhalb Minuten Zeit pro Kind. Solche Berechnungen sind natürlich Unsinn - trotzdem haben sie einen waren Kern: Je weniger Kinder in einer Klasse sind, desto mehr Zeit kann ich mich als Lehrer den einzelnen Kindern widmen. Und je mehr die Eltern, die Gesellschaft und die Politik von der Schule fordern, schwierige Kinder und Kinder, die aus dem Rahmen fallen, in die Regelklassen zu integrieren, desto mehr Zeit pro Kind braucht ein Lehrer schlussendlich. Die Klassengrösse nach einer starren Grösse zu regulieren (Kantonale Volksinitiative: «Mehr Qualität im Unterricht dank kleinerer Klassen (Klassengrössen-Initiative)») wird dem nur ungenügend gerecht, im Kanton Zürich ist dies im Moment jedoch die einzige Möglichkeit, die zur Diskussion steht. Differenziertere Vorschläge wurden von den Damen und Herren im Walcheturm (Bildungsdirektion) in Bausch und Bogen verworfen.

Montag, 6. Oktober 2014

Lernen in Bewegung

Elterntaxi, mehr Schulstunden, Konzentrationsschwäche: Kinder bewegen sich immer weniger und dies hat direkten Einfluss auf die Schule und die schulischen Leistungen.



Das Konzept Lernen in Bewegung lässt die Kinder spielerisch und bewegt im Unterricht lernen. Es stellt eine nachhaltige Präventionsmassnahme in Bezug auf die Phänomene des zunehmenden Bewegungsmangels, der Konzentrationsschwierigkeiten und des Übergewichts bei Kindern dar.