In der Neuen Zürcher Zeitung hagelt es auf der Diskussionsseite eines Artikels, aus welchem wir in den letzten beiden Wochen Auszüge publizierten, über den kompetenzorientierten Unterricht scharfe Kritik.
Prof. Künzli hält den Lehrplan 21 für einen pädagogischen Slogan ohne inhaltliche Konturen. Das Kompetenzmodell sei sowohl theoretisch als auch praktisch fragil und ungeklärt, sagt der Lehrplanexperte. Der Beweis, dass es sich in der Praxis bewähre, sei nicht erbracht. Kommt dazu, dass in der Welt der Kompetenzen nicht das Wissen, sondern das prüfbare Können regiert, OECD-weit standardisiertes Können notabene, das sich in Vergleichstests wie Pisa messen lässt. Gegen Leistungsmessungen sei nichts einzuwenden, sagt Künzli. Ein Staat habe ein legitimes Interesse daran, zu erfahren, was die Schüler nach der obligatorischen Schulzeit können. Doch wenn der schulische Bildungsauftrag nur noch auf Nützlichkeit, Brauchbarkeit und Prüfbarkeit – also auf Arbeitsmarktfähigkeit – ausgerichtet werde, gehe etwas kaputt.
Diese Einschätzung teilt Roland Reichenbach von der Universität Zürich, der die «grassierende Kompetenzorientierung» Mitte Juni zu einem Tagungsthema machte. Gegen die vergleichende Messung von Leistung hat der Professor für Erziehungswissenschaft nichts einzuwenden, doch er hält es für ein Problem, wenn nur noch das Messbare zählt und alles andere als unnütz gilt. In den USA habe man diesbezüglich schlechte Erfahrungen gemacht.
Dass die Schweiz mit ihrem gut funktionierenden Bildungssystem ohne wirkliche Not auf der Kompetenzwelle mitreitet, stellt nicht nur Reichenbach, sondern auch eine Gruppe von Pädagogen um den Bieler Realschullehrer und grünliberalen Politiker Alain Pichard fest. Diese sehen im Lehrplan 21 ein «monumentales Regelwerk der Bildungsbürokratie». Mit ihrem von über 1000 [. . .] Lehrern unterzeichneten Memorandum wollen sie vorab die Lehrerschaft mobilisieren. Denn viele Lehrer würden glauben, dass der Lehrplan 21 sie nicht direkt betreffen werde. Vielleicht ein Irrtum.
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