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Bald beginnt ein neues Schuljahr. Wie heißen die neuen Kinder? Ein Blick auf die Klassenliste gibt nicht unbedingt Auskunft, denn: Wie spricht man diesen oder jenen Namen aus? Dass man etwa
Jäik Gillenhoal sagt, wenn
Jake Gyllenhaal geschrieben steht, liegt ja für Deutschsprachige nicht gerade auf der Hand. Für mich ist es jedoch eine Frage des Respektes, die Namen der Kinder korrekt auszusprechen und auch die Eltern richtig ansprechen zu können.
Selbst die Schreibweise auf den hiesigen amtlichen Dokumenten ist nicht immer korrekt. Heutige Rechner können 128 172 verschiedene Schriftzeichen anzeigen. Die Verwaltung verwendet jedoch weniger und ersetzt ihr unliebsame Zeichen einfach durch ähnlich aussehende oder lässt Akzente weg. Ein türkisches Kind schreibt seinen Namen
Tugba oder
Kagan, man spräche ihn jedoch
Tuuba, resp.
Kaan aus, hieß es. Am Sporttag trug das Kind ein Fussballleibchen, auf dem
Kağan stand. Ein Blick auf Wikipedia zeigt, dass in der Tat das türkische [ğ] (sogenanntes "weiches G") ein stummer Laut ist. Die Schulverwaltungssoftware ließ die Änderung zu; die korrekte Schreibweise des Namens auf dem folgenden Zeugnis wurde von den Eltern wohlwollend zur Kenntnis genommen.
Beim weit verbreiteten türkischen Familiennamen
Çelik ändert das Cedille (die kleine 5 unter dem C) die Aussprache von [dʒ] zu [ʧ]. Das mag ein feiner Unterschied sein. Aber
Meyer ist ja bekanntlich auch nicht
Meier - und schon gar nicht
Maier. Um bei der türkischen Sprache zu bleiben Ş ist nicht S, sondern Sch. Da ist der Unterschied schon augen-, resp. ohrenfälliger.
In dem Sinne ist der erste Schultag auch eine Phonetik-Übung - nicht nur bei Ausländern in der Klasse. Vor wenigen Jahren gab es bei den Stadtratswahlen in
Winterthur zwei Kandidaten:
Stahl und
Stahel. Ausgesprochen werden beide gleich.