Montag, 17. Dezember 2018

Weshalb die Kinder in der Schule nicht alles wahrnehmen

Ich habe im Herbst auf einen Vortrag von Prof. Dr. Lutz Jäncke, Neuropsychologe der Universität Zürich, aufmerksam gemacht. Zusammengefasst lässt sich sagen: Nein, unser Hirn ist nicht sehr vernünftig. Und es blendet so ziemlich alles aus, was es ausblenden kann; soviel, dass es dann sich wieder ein Weltbild kreieren muss, damit wir nicht nur Bruchstücke sehen. Deshalb ist der Energiebedarf (gemessen an der Blutzufuhr) auch entsprechend hoch: weniger als 21%, wenn wir höchst konzentriert schwierigste Aufgaben lösen - immer noch 20%, wenn wir nichts tun und das Hirn dann ständig Welten und Bilder brechnet, die wir ausgeblendet haben.



Dass dem so ist, hat jedoch gute Gründe. Über verschiedene Rezeptoren wie Augen, Nase, Ohren, Haut, nimmt der Körper 11 000 000 bits/s auf. Das ist in der Tat sehr viel. 70% blednet das Hirn komplett aus. 30% nimmt es unterbewusst auf und gerade 50 bis maximal 60 bits/s werden bewusst wahrgenommen. Das sind gerade noch 0.00045% von all' dem, was um uns herum geschieht. Was Wunder, dass die Kinder in der Schule nicht immer alles mitbekommen; insbesondere wenn vorne einer spricht und die Kinder nicht selber involviert sind.

Den ganzen äusserst spannenden Vortrag habe ich in einer etwas älteren Version im Internet gefunden (oben zum anschauen, wenn einem der Weihnachtsblues packt) oder es gibt ihn auch als spannendes Buch zu lesen - natürlich etwas ausführlicher, als das in einer knappen Stunde mündlich geht: Lutz Jäncke: Ist das Hirn vernünftig? ISBN 978-3-456-85653-7 (328 Seiten)

Vom gleichen Autor:
Macht Musik schlau? Neue Erkenntnisse aus den Neurowissenschaften und der kognitiven Psychologie  (453 Seiten)
Lutz Jäncke: Die Welt im Kopf – 1 DVD Ein Vortrag darüber, wie mentale Prozesse unser Gehirn verändern, ca. 82 min

Frühere Artikel über Prof. Jäncke in diesem Blog:

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