Montag, 4. November 2019

Schulstunden wie Ferien

Kürzlich war ich am Herbstmarkt und hütete einen Stand. Wenige Schritte weiter standen ein paar Frauen und redeten miteinander. Einige Stichworte liessen mich aufhorchen. Eine der Frauen war offenbar eine Kollegin unbekannterseits. Sie bestätigte ihren Bekannten, dass es ihr gut gehe, ja ausgezeichnet. Sie hätte nun seit August eine neue Klasse und seither sei jeder Schultag wie Ferien.

Bevor ich mich jedoch schon für sie freuen konnte, kam der Hammer: Der Satz von den Ferien endete nicht mit einem Punkt, sondern mit einem Komma. Die Begründung liess mich bestürzt zurück: "weisst du, keine Autisten, ADHSler und solchen Scheiss."

Ich verstehe diese Lehrerin sehr gut, wenn sie sich freut, in einer Regelklasse kein Kind mit Autismus oder überbordendem Bewegungsdrang zu haben. Was bei mir jedoch grosse Fragezeichen aufscheinen liess, war die Titulierung, den Fäkalausdruck, mit dem sie diese Kinder bezeichnete. Für mich hat das absolut nichts mit Respekt und Achtung vor dem Mitmenschen zu tun. Wie können wir eine gute Beziehung zu den Kindern unserer Klasse, ihren Eltern aufbauen, wenn wir sie nicht als Menschen akzeptieren? Wie können wir ihnen Respekt und Achtung beibringen, wenn wir es ihnen nicht selber zollen?

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