Grundlage der Waldorfpädagogik ist eine
ganzheitliche Entwicklung von Körper, Geist und Seele. Die
Anthroposophie ihres Begründers Rudolf Steiner (1861 – 1925) geht von
einer Dreigliedrigkeit des Menschen aus: das Denken, das Fühlen und das
Wollen. In der Waldorfschule oder Rudolf-Steiner-Schule und im
Waldorfkindergarten werden handwerklich-künstlerische Fähigkeiten
besonders gefördert.
Der Unterricht in der Waldorfschule
umfasst im Wesentlichen zwei Blöcke. Der je nach Schule etwa
zweistündige Hauptunterricht konzentriert sich als so genannter
Epochen-Unterricht jeweils für mehrere Wochen auf ein Schulfach wie
beispielsweise Mathematik oder Schreiben. Im zweiten Block, dem
Fachunterricht, werden Fremdsprachen und künstlerische Fächer wie
Gymnastik, Handarbeit, Musik sowie die Tanz- und Bewegungskunst
Eurythmie gelehrt. Waldorfschulen arbeiten ohne Zensuren. Die Schüler
können folglich auch nicht „sitzen bleiben“ oder eine Klasse
wiederholen. Der Lehrplan einer Waldorfschule oder Rudolf-Steiner-Schule
sieht vor, den Unterricht weitestgehend auf den kindlichen Reifeprozess
abzustimmen. Das heißt, in den ersten Schuljahren wird viel Wert auf
Bildhaftigkeit und Anschaulichkeit im Vermitteln der Lerninhalte gelegt.
In der Mittelstufe, etwa ab der neunten Klasse, rückt dann der
wissenschaftliche Unterricht mehr in den Mittelpunkt.
Im Waldorfkindergarten
werden das soziale Miteinander, das kreative und zweckfreie Spiel mit
(Natur-)Materialien sowie Rollenspiele besonders gefördert. Dem Kind
soll Raum und Zeit zur eigenen Entfaltung geboten werden. Große
Bedeutung kommt Waldorfkindergarten dem Tagesrhythmus, dem
Jahreskalender und den Festtagen zu. Dem Miteinander liegt in
Kindergarten und Schule und bestenfalls auch im Elternhaus das
Menschenbild der von Rudolf Steiner entwickelten Antroposophie
(„Weisheit vom Menschen“) zugrunde.
Ein zentrales Bildungselement bei Rudolf Steiner ist die Nachahmung und Wiederholung. Der Vorbildrolle des Erwachsenen
wird in Waldorfeinrichtungen daher besonders hohe Bedeutung
beigemessen. Ein Waldorflehrer begreift sich als Begleiter der
individuellen Entwicklung ihrer Schüler.
An Waldorfschulen gibt es – zumindest bis zur zehnten Klasse – keine klassischen Noten.
In Zeugnissen werden der individuelle Lernfortschritt und das Bemühen
des Schülers möglichst detailliert abgebildet. In jährlichen
Berichtszeugnissen in Wortform erhalten die Eltern einen ausführlichen
Einblick in die verschiedenen Unterrichtsinhalte und die individuellen
Entwicklungsschritte ihres Kindes. „Sitzenbleiben“ ist in der
Waldorfschule nicht möglich.
Ab der zehnten Klasse
gibt es auch in der Waldorfschule neben dem Berichtszeugnis eines mit
klassischen Schulnoten. In der Mittelstufe sind neben Tests auch
Präsentationen der Schüler vor dem Klassen- bzw. Schulverband wie
Referate oder künstlerische Darstellungen üblich.
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