Montag, 9. Februar 2015

Mutlos oder mutig

Foto: Karin Hofer/NZZ
Das ist wohl der Schrecken jeder besorgten Mutter und jedes verantwortungsbewussten Lehreres: Sackmesser mit scharfen Klingen, ein Plumpsklo unter freiem Himmel, wo man das, was man «gemacht» hat, ins Robidog-Säcklein einpacken muss, eine Feuerstelle zum Zäuseln, lotterige Laubhütten, selbst gezimmerte Turngeräte, Dreck, Nässe und Kälte, ein grosser Hund, der nicht an der Leine ist. Die Beispiele aus dem Waldkindergarten Rychenberg in Oberwinterthur zeigen jedoch einmal mehr, dass es sich lohnt, zweimal und ohne Berürungsängste hinzuschauen.

Der Waldkindergarten in Oberwinterthur ist einer von nur vier öffentlichen Waldkindergärten im Kanton Zürich. Geboren in der Not, möchte ihn niemand mehr missen: 2013 gab es zu wenig Schulraum für die neuen Kindergarten- und Schulkinder. Die Frage war: Wohin mit all den Kleinen? Die Kreisschulpflege schickte sie kurzerhand in den Wald und konnte sich so den alten Wunsch nach einem Waldkindergarten erfüllen.

Typischerweise gab es nicht sehr viele Stellenbewerbungen, dafür umso mehr Bedenken von Eltern. Wird mein Kind da nicht ständig nass, dreckig und krank? Kann man im Wald die Kinder seriös auf die Schule vorbereiten? Elternabende, Besuchstage, glückliche und gesunde Kinder beweisen: Es ist kein Überlebenstraining in gefährlicher Wildnis, der Lehrplan wird eingehalten. Oft ersehnt und gewünscht, packt uns dann doch die Angst, wenn es konkret wird: sei es ein Waldkindergarten, seien es Mehrklassenabteilungen, seien es wirklich freie Unterrichtsmethoden...

Bericht einer Journalistin des Schweizer Radios von ihrem Besuch im Waldkindergarten Winterthur im Februar 2013.

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